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hinaus durch die Verbindung mit Ökolampad charakterisiert neben der erasmischen Werkstatt Frobens.

Schon früh und selbstverständlich schloß sich an diese gelehrte Schriftstellerei das Dozieren. Noch im Jahre 1522 begann Ökolampad privatim, ohne Lehrauftrag, als Doktor der Theologie dazu berechtigt, Vorlesungen in der Universität. Es waren exegetische Kurse über Jesajas und Jeremias sowie Lektionen der Evangelien. „Er hat ein groß Volk allezeit bei seiner Letzge von Pfaffen und Laien.“ Denn auch die Propheten trug er — neben Hebräisch Griechisch Lateinisch — in deutscher Sprache vor. Es war eine Tätigkeit, die in diesem Zulaufe von Hörern ihre Rechtfertigung fand, aber auch durch die mit der Exegese der Schrift verbundenen Angriffe auf die Kirche den Zorn Vieler erregte. In erster Linie der an der Universität selbst mächtigen „Sophisten“; wir hören in der Tat sogleich von Intriguen dieser Leute. Sie versuchten, ein Verbot der Vorlesungen Ökolampads zu bewirken. Es waren Dieselben, die auch gegen Pellican arbeiteten.

Nirgends wie hiebei scheinen die Gegensätze, an denen sich die Zeit erregte, so nah aufeinander zu treffen. Es war ein Zusammenstoß der Basler Scholastik mit der humanistischen Welt; es war zugleich, was in diesem Moment und in dieser Umgebung mehr bedeutete, ein Zusammenstoß der beiden Glaubensparteien.

Der Vorgang würde noch mächtiger dastehen, wenn die kämpfenden Kräfte sich ähnelten. Aber die alte Wissenschaft und Kirche schickte nur Männer auf den Plan, deren Erbärmlichkeit die durch sie vertretenen Prinzipien und Körperschaften blosstellte. Und da sie sich nicht enthielten, auch Auswärtige in diesen Basler Hausstreit hineinzuziehen und mit ihnen „wider die gemeine der stat Basel zu practicieren“, so machte der Rat sein Hausherrnrecht geltend.

Er griff ein und faßte die Beschlüsse vom 11. April 1523, die wir kennen.

Daß der Rat den Ökolampad zum akademischen Lehrer machte, war bei dessen Gelehrtenruhm und angesichts des Erfolges, den schon die beschränkte Dozententätigkeit gehabt hatte, verständlich. Daher auch diese Wahl Hoffnungen auf ein Gedeihen der Universität gab.

Und nun faßte Ökolampad Fuß auch im Kirchenwesen Basels; er trat zu den Predikanten der neuen Lehre.

Der Pleban zu St. Martin, Anton Zanker, war ein Priestertypus alter Art, mit seinen Kaplänen in beständigem Hader lebend, Konkubinarier;

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 343. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/364&oldid=- (Version vom 1.8.2018)