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und erleichterten ihm den Entschluß. Am 15. April 1320 trat er in das Kloster Altomünster, zum Erstaunen seiner Freunde.

Ein Leben nach Gottes Wort, Ruhe, Muße für Wissenschaft und Gebet, das ists, was er bei der Einklosterung für sich begehrte. Er brachte seine große Bibliothek mit. In rastlosem Fleiße fertigte er Predigten Abhandlungen Übersetzungen aus den Kirchenvätern. Darunter sind von Bedeutung das Urteil über die Lehre Luthers und der Sermon über das Sakrament der Eucharistie, mehr noch die 1521 geschriebene Schrift über die Beichte, die weithin Aufsehen erregte.

Die Zeit, die Ökolampad als Mönch verlebte, war die Zeit der entscheidenden Reformationsjahre. Wir wissen nicht, wie viel von ihrem Leben zu ihm drang. Das Größte mußte er doch in seiner einsamen Zelle vollbringen, gleich Luther. Und damit war auch das Ziel dieses Klosterdaseins erreicht. Am 23. Januar 1522 verließ er Altomünster „als ein Freier“.

Schon im Kloster hatte Ökolampad den Haß seiner Feinde zu spüren bekommen; jetzt waren die Gefahren noch größer. Er hielt sich erst in Mainz auf, bei Hedio; dann im April 1522 ging er zu Franz von Sickingen auf dessen Ebernburg, wo er nun einige Monate lebte. Er fühlte sich „aus den Finsternissen herausgerissen; als ein neuer Mensch trat er jetzt vor den Altar“. Indem er der Burggemeinde als Geistlicher zu dienen hatte, ruhte daneben nicht die wissenschaftliche Arbeit. Er übersetzte zahlreiche Homilien des Chrysostomus. Bis in Folge der Ächtung Sickingens ein längeres Bleiben auf dem Schlosse nicht mehr möglich war.

Ökolampad dachte zuerst an Rückkehr nach Augsburg zu seinem Verleger Sigismund Grimm. Aber auch dies empfahl sich nicht. Er ging nach Basel zu Cratander. Am 17. November 1522 traf er hier ein.

Ohne Beruf, ohne Stellung, ein Flüchtling. Ein Vierzigjähriger. Er kam nach Basel, weil er die Stadt und die Menschen kannte, und vor Allem weil Buchdrucker da waren. Er kam nicht als Kirchenmann, geschweige um zu reformieren.

Aber der Gewalt der Zeit war nicht auszuweichen. Wie anders war dies Basel als das vor vier Jahren verlassene!

Vorerst hatte Ökolampad mit seinem Drucker Cratander zu tun. Er brachte ihm Manuskript und arbeitete für ihn. Ein Band Väterübersetzungen nach dem andern erschien während der nächsten Jahre in Cratanders Verlag. Ebenso eine neue Auflage der Dragmata. Ferner Predigten Streitschriften Kommentare. Ökolampad erhielt zunächst auch Wohnung bei Cratander (Petersgasse 13). In denkwürdiger Weise war so diese Offizin auf Jahre

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 342. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/363&oldid=- (Version vom 1.8.2018)