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findet, begrüßt die neue Zeit in Luther; auf seine Weise, ein vor Allem auf Frieden und Ruhe bedachter Mensch, aber voll Bewunderung des kühnen Streiters, dessen Beziehungen zu Erasmus er nach Kräften fördert. Endlich die Männer des erasmischen Kreises selbst. Wie ein Stück ihrer eigenen Gedankenwelt erscheint ihnen, was sie von Luther hören und lesen einen Genossen ihrer eigenen Religiosität, einen Erfüller des von ihnen Gesuchten und Ersehnten begrüßen sie in ihm. Sie werden zur enthusiastischen Lutherpartei in Basel. Während Erasmus in Löwen abwesend ist und sich dort um Luthers Sache bemüht, sind seine Genossen in Basel voll Eifers. Im Innersten ergriffen Rhenan; wie freut er sich über das Dasein eines so „männlichen und standhaften Menschen“. Vom Schreiben Butzers an, in dem Dieser, noch erfüllt vom Erleben der Heidelberger Disputation, dem Freunde seine Begeisterung mitteilt, ruht das Thema Luther in den Briefen Rhenans nicht mehr; es bewegt seinen Verkehr mit Zwingli, mit Spalatin, mit Bürer usw. Noch feuriger gibt sich Bonifaz Amerbach dem Sturme hin, der Freude des Lebens in dieser Zeit, da die Schriften Luthers erscheinen und auch die Theologie dem Lichte wiedergegeben wird; „wir werden wieder sehend“!

Als die Auserlesenen fühlen sich diese Bewunderer Luthers. „Je tüchtiger hier Einer ist, um so mehr ist er für dich eingenommen“, wird ihm geschrieben. Da sie ihn in Gefahr glauben, bieten sie ihm ein Asyl an. Aber wie viele Einzelne, so viele Verschiedenheiten. Durch die ganze Skala vom scheuen Respekte bis zur hingebenden Schwärmerei gehen die Äußerungen; und wie mögen die Bedächtigen oft gebebt haben vor der Gewalt, die aus Schriften und Briefen Luthers auf sie zukam. „Mit Recht mahnst du mich zur Bescheidenheit“, erwidert er dem Freunde Pellican, „ich selbst fühle es, aber ich bin meiner nicht mächtig, ich werde vom Geiste dahingerissen.“

Bei den Gelehrten auch jetzt die Drucker. Wie die Macht des Basler Humanismus zu gutem Teil auf den Offizinen ruhte, so hat dieses Buchgewerbe auch für die Reformation Großes geleistet. Gesinnung und Geschäftsgeist gaben dabei, für uns unscheidbar, die Impulse. Zuvorderst stand der regsame Gengenbach, mit Nachdrucken verschiedener Lutherschriften des Jahres 1518. Vornehmer und großartiger erscheint wieder Froben. Im Oktober 1518 publizierte er unter Mitwirkung Capitos u. A. einen Sammelband aller bis dahin erschienenen lateinischen Traktate Luthers und zur gleichen Zeit, hastig auf Grund verschiedener Vorlagen, den Bericht Luthers über seine Augsburger Verhandlung mit Cajetan. Der dann im Spätsommer 1519 folgende Druck der Resolution Luthers über die Papstgewalt

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 321. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/342&oldid=- (Version vom 1.8.2018)