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In charakteristischer Bewegung tritt hier die Gestalt Ulrich Falkners hervor. Wir erfahren, wie herrisch er sich im Rate benimmt; mit Drohworten und Hetzreden zeigt er, daß er seiner Macht vertraut. Er hat zahlreiche Feinde; sein Wappenfenster in der Stube zu Weinleuten wird ihm durch einige junge Herren zu Scherben geschlagen. Aber auch über Bürgermeister Jacob Meyer zum Hasen gehen allerhand Reden; man munkelt von seinen bösen listigen Anschlägen. Immer mehr verdichtet sich in diesem an Aufregungen reichen Sommer das „Gemurmel“ über die Machthaber zu bestimmten Anklagen. Allmählich auch erhält man voll Staunens und Unwillens Kunde davon, auf welchen Wegen das den Meisten im Volke verhaßte französische Bündnis zu Stande gekommen ist. Man ist hauptsächlich durch unrichtige Rapporte der Basler Tagsatzungsgesandten Falkner und Gallizian über die Haltung übriger Orte in diese Allianz hineinbetrogen worden. Schon diese Treulosigkeit kann genügen, um die Opposition zum Angriffe zu treiben. Bei ihr sammeln sich nun Alle, die zu klagen haben: die durch Falkner von der Magistratur ausgeschlossenen „ausländischen Burger“; die dem neuen Pensionenbrauche feindlichen Mitglieder der Räte; Diejenigen, die das gemeine Gut um die bisher ihm zufließenden Pensionengelder verkürzt sehen; die Masse Derer, denen unerträglich ist, daß man nun auch in Basel „Kronenfresser“ haben und die private Bereicherung der Räte aus der Politik dulden soll. Täglich droht Aufruhr in der Bürgerschaft, deren große Majorität dem Kaiser zugetan ist gegenüber einer französisch gerichteten Minorität. Wie dann vollends bekannt wird, daß Falkner und Gallizian und andere Ratsmitglieder sich von Frankreich haben große Sondergelder über die vertragsmäßige Privatpension hinaus zahlen lassen, ja daß Jacob Meyer und Andere Geld von zweien Herren zugleich, vom Papst und vom Könige, genommen haben, bricht der Zorn los, der ein allgemeiner und gewaltiger Zorn über die im Rathause herrschende Korruption ist.

Im Oktober ist der Große Rat in wiederholten Sitzungen mit dieser Sache beschäftigt. Mann für Mann des Kleinen Rates muß bei seinem Eid angeben, wie viel Jahrgeld er bezogen habe. Einige wie Gallizian fliehen aus der Stadt; Falkner und Meyer kommen in Haft. Das Ende ist, daß die Hauptschuldigen ihrer Ratswürden entsetzt werden: der Bürgermeister Jacob Meyer, der Oberstzunftmeister Ulrich Falkner, der Ratsherr Martin von Selz, die Meister Eucharius Holzach, Hans Gallizian, Hans Heinrich Gebhart, Jacob Suracher. Auch der einst vielgenannte Hans Trutman sowie Andere müssen weichen, so daß im Ganzen sechzehn Stellen im Rate neu zu besetzen sind. In einer „wüsten rumy“ wird die Behörde gesäubert.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/332&oldid=- (Version vom 1.8.2018)