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störenden Zwist, beklagt das „Vergoldetwerden“ durch Frankreich, das die ganze Stadt in seinen Dienst zwingen möchte.

In grellem Scheine zeigt sich, wie diese Allianz die Gegensätze schärft, die Gesinnung schändet. „Daß wir nicht in gutem Frieden und bürgerlichem Wesen leben, das bringt dieses Bündnis und dieses Geld“. Es gilt wieder wie beim Friedenspakt von 1516: „das böse Geld ist Meister“.

Das ist Stimmung des gemeinen Mannes.

Der Rat sucht zu bessern, indem er „Ufwigler und Geldschlucker“ straft. Er hält den Grundsatz fest, daß man an Frankreich die Bundespflicht zu erfüllen, dem Papst aber jeden über Defensive hinausgehenden Beistand zu versagen habe. Mit Strenge verfährt er daher gegen die wider das Verbot zum Papste Laufenden, schließt ihnen die Häuser in Basel und schickt ihnen Weiber und Kinder nach. Er sucht damit dem Furchtbaren zu begegnen, daß draußen auf den Schlachtfeldern und bei den Stürmen und Verteidigungen Basler gegen Basler kämpfen; es kommt gleichwohl dazu, so bei dem gewaltigen, für die Zukunft Italiens entscheidenden Ereignisse, der Eroberung Mailands durch das von Pescara geführte kaiserliche Heer, am 19. November 1521.

Denn was wirken obrigkeitliche Verbote in einer Zeit, da „Jeder tut, was er will, und kein Gehorsam ist“. Leute wie Hans Bondorf, der Hauptmann des Zuges in die Romagna, reden Drohworte gegen den Rat; der Hufschmied Wolf Iselin, der Rebmann Großhans Burger hetzen zum Aufruhr; u. dgl. m. In die Reihe dieser Friedestörer gehören auch die großen Parteigänger und Werbhauptleute: Antoni Dichtler, Heinrich Isenflam, vor Allen Jacob Baumgarter. Dieser ist Gewandmann von Beruf; aber sein Blut läßt ihm keine Ruhe. Er ist „ein großer Schreier, der viel ungeschickte Worte redet“, ein unbändiger Kriegsmann und Haudegen, eine Hauptfigur des ungestümen Lebens. Wie er im August 1521 die für Frankreich geworbene Dichterische Freischar rasch umstimmt und zum Papste führt, spricht so gut für seine Energie wie für die unzähmbare Kriegslust dieser Menschen und die Leichtfertigkeit ihrer Entschlüsse.

Bei solcher Wildheit der Zustände kommt vorerst nicht die politische Haltung ins Wanken, wohl aber das was als Integrität der regierenden Herren hat gelten können. Das durch französische Agenten und mächtige Eidgenossen bis dahin oft verlachte Einweisen der privaten Pensionen Basels in das gemeine Gut erscheint jetzt nicht mehr als die gebotene Vorsicht von Magistraten, die frei und aufrecht bleiben wollen. Die Intriguen, die seit

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/330&oldid=- (Version vom 1.8.2018)