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Lebendigere Zeugen als die Künstlernamen sind die Kunstwerke, soweit sie noch erhalten oder durch eine — allerdings lückenhafte und einseitige — Überlieferung erwähnt sind.

So hohen Wert die Inventare von Schatzkammern Hausausstattungen und Nachlässen haben, für ein Erkennen des damals entstandenen Kunstbesitzes reichen sie lange nicht aus. Andre Nachrichten treten neben sie, und das Zeitalter selbst redet laut genug von seinem Begehren und seiner gewaltigen Kraft. So ergibt sich uns, nicht zu schauen, nur zu ahnen, an diesem einen Orte Basel die wunderbare Größe und Fülle einer innerhalb weniger Jahrzehnte, im Wetteifer zahlreicher erlesener Künstlergenien, geschehenen Schöpfung.


Mit imposanter Macht wirkt hiebei noch immer die Kirche. Der Münsterbau ist mit dem Jahrhundert fertig geworden; aber sonst ruht nirgends die Arbeit. Wie eine letzte Verkündung und Verherrlichung der alten Frömmigkeit, des Machtgefühls und der Regenerationsideen erscheint diese umfassende, auf kurze Zeit zusammengedrängte Beanspruchung aller Künste durch die Kirche. Basel erlebt aufs Mal einen Reichtum von zum Teil herrlichen Leistungen: den Umbau des Haupthauses der Karthäuser seit 1499, mit der kostbaren Gastkammer 1509; das neue Refektorium im Klingental 1508; Sakristei Zellen Refektorium im Steinenkloster 1505 und 1520; die allmähliche Vollendung des Langhauses zu St. Leonhard und 1512 die Einwölbung des Chores daselbst; die großen Altarwerke zu Predigern 1505 und im Steinenkloster 1518; die Bemalung der Lettner zu Augustinern 1512 und zu Barfüßern 1519; zu St. Peter eine lange Reihe neuer Zierden 1514—1523; den Bau der Aller Heiligen-Kapelle 1514 und der neuen Elisabethenkapelle 1516; die Dekoration der Brückenkapelle 1512, der Margarethenkapelle ebenfalls 1512, der Chrischonakapelle 1519; die Ausmalung des Kreuzganges im Klingental 1517; die Errichtung eines Sakramentshauses zu St. Theodor 1521, der Grabmäler Utenheim im Münsterkreuzgang 1501 und Kilchman auf dem Theodorskirchhofe 1521.


Während so die kirchlichen Körperschaften in Aufträgen an Künstler wetteifern, rührt sich auch die Stadt. Es ist diejenige Pflege der Kunst, die ein demokratisches Gemeinwesen zu gewähren vermag.

Wir vernehmen mancherlei. Am Salzhause bekommt Hans Frank Löwen und Wappen zu malen, 1516; auch im Werkhofe arbeitet er und

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/291&oldid=- (Version vom 1.8.2018)