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Die Impulse aber gibt jetzt die Eidgenossenschaft. Basel ist ihr Glied, und aus dem unruhigen Leben ihres großen und vielgestaltigen Körpers strömt eine Wucht und eine Fülle, die auch das starke städtische Wesen am Oberrheine mit sich reißt.

Zunächst handelte es sich um Frankreich, das in dieser Zeit seine Bedeutung einer Schicksalsmacht für die Schweiz begründete und dabei auch Basel nahe trat. Im Leben des Oberrheins hatten wälsche Influenz und wälsche Gefahr seit Jahrhunderten eine Rolle gespielt. Anders als das offene Land, in besonderer Weise, empfand Basel die Wirkungen dieser Nachbarschaft. Allen Reizen und Kräften der gallischen Kultur sich öffnend und an ihr sich bildend, hielt es dem Reich und der deutschen Nation die Treue. Bis in die letzten Zeiten der Niedern Vereinigung. Basels Mannschaften so gut wie diejenigen Österreichs und der Elsässer Städte lagen bei drohender Gefahr an der Landwehr bei Mümpelgart. Auch die klingenden Angebote König Ludwigs wies es von sich, zu einer Zeit, da die Geldtransporte jährlich von Lyon her in die eidgenössischen Orte gingen.

Nun aber, nach dem Bunde, suchte Basel das Verhältnis zu Frankreich, in dessen Genuß es seine Eidgenossen fand, auch für sich zu nützen.

Vor allem seine Kaufleute kamen in Betracht. Schon im August 1501, dann wieder im Juli 1502, trat Basel an der Tagsatzung dafür ein, daß seinen „werbenden Leuten“ dieselben Zollbegünstigungen in Lyon und in dem seit 1500 wieder durch Frankreich beherrschten Mailand erwirkt werden möchten, die den übrigen Händlern aus der Eidgenossenschaft gewährt seien. Sodann zeigten sich die französischen Pensionsgelder in verführerischer Nähe. Basel hatte nichts zu fordern; aber der Rat sondierte, ob nicht auch ihm etwas zufallen könnte.

Gerade Frankreich galt die Bewegung, die Basel im Sommer 1501 beim Eintreten in die Reihen der Eidgenossen hier vorfand. Das seit einem Jahrhundert, seit der Besetzung der Leventina 1403, alle Politik der Urkantone beherrschende Verlangen nach Süden hatte zu einem neuen stürmischen Unternehmen getrieben. Die Grafschaft Bellinzona war seit dem April 1500 in der Gewalt der Drei Länder; jetzt stießen Knechte, die von Frankreich rückständigen Kriegssold zu fordern hatten, plündernd bis an die Seen vor. Neben territorialen Tendenzen handelte es sich um Forderungen des Verkehres; um Forderungen also, die in hohem Maße auch für das handeltreibende und unausgesetzt über den Gotthard mit Mailand und Venedig verkehrende Basel galten.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/29&oldid=- (Version vom 1.8.2018)