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hat er die Logik und die Prosodie zu Gegenständen von Schach- und Brettspiel gemacht; jetzt unternimmt er ein Ähnliches mit Rechtswissenschaft und Spielkarten. An ein Spiel im eigentlichen Sinne ist dabei freilich nicht zu denken, sondern an ein buntes mnemonisches Hilfsmittel. Murner verspricht seinen Schülern, ihnen auf diesem Wege die Institutionen in vier Wochen beizubringen.

Im Jahre 1519 erlangt Murner hier die Promotion zum Doktor der Rechte. In der prahlerischen Vorbereitung und im Erzwingen dieser Zeremonie, aber auch sonst in Tun und Reden, zeigt sich die vulgäre Art des Menschen, die ihn den Humanisten zu einem Greuel macht und zu einem Anstoß für die alten Herren der Fakultät. Zasius findet, daß die Anwesenheit dieses bekutteten Juristen die Universität tödlich verwunde, und fordert den Cantiuncula auf, als Arzt einzugreifen.

Unzweifelhaft gehört auch ein Wesen wie dasjenige Murners in den Verlauf der damaligen Umgestaltung; die Zeit schuf solche Elemente und bedurfte ihrer. In Basel selbst ging diese eine Erscheinung rasch vorüber. Schon im Jahre 1519 zieht Murner weiter, unter höhnischem Lachen die von ihm gedichtete Gäuchmatte der Stadt als Abschiedsgruß lassend.

Ein Memorial der Universität an den Rat im Juni 1518 zeigt uns die Lage der Dinge und die vorhandenen Meinungen. Mit Bitterkeit konstatieren Rektor und Regenten, daß die ehemalige Größe der Anstalt dahin sei; sie klagen über die Dürftigkeit der städtischen Hilfe, über die Nachlässigkeit einzelner Lehrer; sie verlangen gemeinsame Beratung des „zu Gutem der hohen Schule“ Nötigen.

Was damals an allen Universitäten als Modernisierung, als Reform von Organisation und Lehrmethode in humanistischem Sinne Fürsten und Städte und Korporationen beschäftigt, vollzieht sich vor unsern Augen auch in Basel. Die Universität selbst bietet die Hand; der Rat versteht sich zu regerer Teilnahme; bei einzelnen Maßregeln sind namentlich Bär und Cantiuncula tätig, die Beide dem Lehrkörper angehören und zugleich Fuß im Rathause haben.

Johannes Alexander Brassicanus in Tübingen wird für Übernahme einer Lektur geworben. Wolfgang Wissenburg erhält den Auftrag zu mathematischen Vorlesungen. Jacob Nepos liest über Homer. Namentlich aber betritt nun Glareanus wieder die Szene. Er denkt aus Paris zurückzukehren, und es ist beachtenswert, wie der in diesen letzten Jahren Gereifte seine künftige Arbeit und Stellung in Basel zu gestalten wünscht. Er will wieder eine Lehranstalt betreiben. Er begehrt kein öffentliches Honorar und

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/271&oldid=- (Version vom 1.8.2018)