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Doktoren Augustin Ambrosius Hieronymus Gregor im Drucke herausgeben. Demgemäß erscheinen von 1489 an bei ihm einzelne Schriften und 1506 die Gesamtausgabe des Augustin, 1492 in drei Folianten die Gesamtausgabe des Ambrosius.

Dem Beispiel Amerbachs folgen andere Basler Offizinen: 1504 Jacob von Pforzheim mit der auf Kosten Lachners gedruckten Ausgabe aller Werke des Chrysostomus, 1512 Froben mit der Schrift Augustins vom Gottesstaate, Adam Petri 1515 mit einzelnen Schriften Augustins und 1516 mit den Werken des Ambrosius.

Dieses selbe überreiche Jahr 1516, ausgezeichnet schon durch das griechische Neue Testament sowie Frobens psalterium quadruplex bringt nun auch die Ausgabe des Hieronymus. Sie ist einst das letzte große Unternehmen Amerbachs gewesen, durch ihn begonnen 1507, nach Erledigung des Augustin, aber nicht vollendet. Seine Söhne und Froben übernehmen nach seinem Tode diese Aufgabe und gewinnen zur Mitarbeit oder Leitung den Erasmus, den dieser Schriftsteller Jahrzehnte beschäftigt und der 1512 mit Badius über eine Ausgabe der Briefe verhandelt hat. Seine Beziehungen zu Froben übertragen nun auch ihm dies große Erbe Amerbachs und beseitigen frühere Pläne. Wie begeistert vor andern ist gerade er für eine solche Arbeit! „Wir küssen und verehren die Tücher und Schuhe der Heiligen; aber ihre Schriften, in denen ihr Bestes noch heute für uns lebt und atmet, lassen wir untergehen!“ ruft er aus. Und Hieronymus zumal ist ihm unter allen Christen der alten Zeit der Gebildetste und Beredteste; wie von göttlicher Gewalt fühlt er sich zu ihm hingezogen.

Seit dem September 1514 ist von dieser Basler Ausgabe die Rede. Von da an gibt es keine Pause mehr, kein Aufatmen. Erasmus selbst, „wie ein Herkules sich mühend“, bearbeitet die Briefe; Rhenan, die Amerbache, Ökolampad besorgen das Übrige; Froben wendet die elegantesten Typen an das Werk. Auch überall draußen wird davon geredet, unausgesetzt werden alle Korrespondenten Basels vom Fortgange der Arbeit unterrichtet. In Ravensburg freut sich Hummelberg auf den Moment, da er diesen Hieronymus in Händen halten wird, seiner römischen Tage gedenkend, da er zu Santa Maria Maggiore die dort ruhende Asche des Heiligen zu verehren pflegte. Auch den ihm von Rom her persönlich bekannten Kardinälen Riario und Grimani schreibt Erasmus darüber, ebenso dem Papste, dem er die Ausgabe widmen will. Überall ausführlich über die einzige Bedeutung dieses heiligen Autors redend, der einem goldenen Strom, einer reichen Bibliothek zu vergleichen sei; eindringlich und bewußt

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/245&oldid=- (Version vom 1.8.2018)