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Vertreter seine „Schatten“ an den Schmaus, den Rhenan, die Amerbache u. A., worauf der Legat sich dazu bequemt, dem Erasmus zu Hause, im frobenischen pistrinum, seine Aufwartung zu machen.

Um so nachweisbarer ist der buchhändlerische Verkehr. Von Italien her hauptsächlich beziehen anfangs die deutschen Humanisten ihren Bedarf. Bis auch dies sich ändert. Um das Jahr 1520 glaubt Rhenan sich über die eingebildeten Italiäner lustig machen zu können, die gegenüber den Deutschen noch immer mit ihrem Bücherreichtume prahlen und doch weit überholt sind.

Zentrum des italiänischen Buchhandels und der Ort großer Buchdrucker, zugleich der erste Marktplatz für griechische Handschriften, ist Venedig, und hier fesselt uns namentlich Aldus Manutius. Seit Beginn der 1490er Jahre, erst allein, dann in Gemeinschaft mit Andreas Torresanus (Asulanus) tätig, von hoher wissenschaftlicher Gesinnung, arbeitet Aldus in der ernstesten Weise und unter Mitwirkung großer Gelehrter, mit einer Geschäftsführung, die wie durchgeistigt erscheint und in der Geberde, in den Mitteln und Massen des Vertriebes großartig ist. Aldus druckt hauptsächlich Klassikereditionen und Handbücher; diese auch durch Schönheit des Druckes ausgezeichneten Bände überfluten Deutschland.

Auf dem Wege dahin aber liegt Basel, der wichtigste Ort der Vermittlung im buchhändlerischen Verkehre Deutschlands mit Italien, und selbst Handelszentrum für eine weite Umgebung. Hier in Basel blüht das Geschäft in italiänischer Literatur, namentlich in Aldinen. Ein eigentliches Kommissionslager des Aldus scheint in Basel nicht zu bestehen. Sondern Wolfgang Lachner schickt seine Leute nach Venedig, damit sie Aldinen herbringen. Da kommen sie dann wagenweise nach Basel: Gellius Caesar Plato Cicero Homer Lucian Demosthenes und unzählige Andere; die Käufer stehen schon in Haufen bereit, kaum nach den Preisen fragend und die Bücher rasch an sich reihend. Auch für auswärtige Liebhaber muß bei solcher Gelegenheit durch Lachner oder Froben gesorgt werden, für Zwingli in Zürich, für Erasmus in Löwen u. A.

Von Interesse ist, die Wirkung auf Froben zu beobachten. Er tritt mit Aldus in Konkurrenz. Er will so schöne Bücher drucken können wie Dieser und kommt dem Ziele rasch nahe, schon mit den Adagia 1513. Von da an beherrscht dieser spezielle Ehrgeiz seine Offizin und führt sie zu den größten Erfolgen. Die Italiäner selbst müssen die Kunst des Baslers bewundern. Natürlich greift der italiänische Buchhandel über Basel hinaus; seit Beginn des Jahrhunderts werden die deutschen Buchmessen auch von italiänischen Händlern besucht.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/226&oldid=- (Version vom 1.8.2018)