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verdankt, und die auch im Blick auf ihre eigene Leistung keineswegs als nur empfangend gelten will. Von diesen Stimmungen, die bis zum stärksten Bewußtsein des Gegensatzes und zum Wettkampfe mit der superba Italia wachsen, wird noch zu reden sein. Wie Celtis vor dem Italienlaufen warnt, so kämpft hier am Oberrheine Wimpfeling dagegen; er bestreitet, daß irgend Etwas dazu nötige, die Bildung im Auslande zu suchen.

Freilich, die Sehnsucht nach Italien ist unbesiegbar. Neben Kaufleuten Söldnern Pilgern ziehen auch Humanisten hinüber. Sie suchen den Weg zum Glanz italiänischer Universitäten, zu vielverheißenden Bibliotheken, zu Altertümern, zur Herrlichkeit der Welthauptstadt. Dem Cantiuncula prophezeit Agrippa, daß ihm, wenn er einmal Italien gesehen haben werde, „jedes andre Vaterland“ nur häßlich und gemein erscheinen könne. Noch in späten Jahren fühlt Pellican die tiefe Ergriffenheit wieder, die damals über ihn gekommen, als nach langer Reise vor ihm die Türme und Hügel von Rom aufstiegen „in der schönen Majestät ihres alten Ruhmes.“ Und welche Begeisterung bei Erasmus, welche sehnsuchtsvolle Schilderung seiner dort gelebten Zeiten! „Meine Seele ist in Rom“, schreibt er.

Aber die Wenigsten unsres Kreises sind in Italien gewesen. Wie Brant Wimpfeling Zasius niemals die Alpen überschritten haben, so wissen auch Capito Rhenan Bonifaz Amerbach Froben u. A. nichts vom schönen Süden. Bruno Amerbach ist kurze Zeit und unbefriedigt dort gewesen, Glarean nur bis Pavia gekommen und hat auch dort nicht gefunden, was er gesucht.

Ludwig Bär geht erst spät hinüber, in einer veränderten Welt.

Uralt herkömmlich, tief begründet, in ihren Wirkungen oft übermächtig sind die geistigen Beziehungen zu Italien. Dennoch sind der einzelnen Zeugnisse eines solchen Verkehrs unsres Kreises befremdlich wenige.

Wir können den Venetianer Johannes Baptista Egnatius nennen, einen Schüler des Angelo Poliziano und Herausgeber von Klassikern; mit Rhenan und Glarean steht er in Verbindung, durch Hutten schickt er 1517 seine Kaiserbiographien dem Erasmus, mit dem er lebenslang verbunden bleibt.

Auch dem Antonio Pucci gebührt eine Erwähnung. Er ist päpstlicher Legat bei der Eidgenossenschaft. Aber als Sekretär hat er den gelehrten Bolognesen Paul Bombasius, den Freund des Erasmus, bei sich, und auch er selbst liebt als Gönner unter die Basler Humanisten zu treten. Er kauft Bücher; er hilft dem Hieronymus Froben und dem Nicolaus Episcopius zum magisterium; und sein Verhältnis zu diesen Leuten zeigt sich auch in dem Lobe, das ihm Urbanus Rhegius gibt, oder in der Dedikation einer Schrift durch Capito. Erasmus aber, den Pucci zu Tische lädt, schickt als

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/225&oldid=- (Version vom 14.12.2022)