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zusammen, dann als Buchhändler. 1495 erwirbt er Bürgerrecht und Haus in Basel. Aber sein Gewerbe treibt er vorzugsweise in Frankreich. Von dort aus verkehrt er mit Amerbach in Basel, mit Koberger in Nürnberg usw. In Lyon hat er sein Geschäftshaus mit dem Baselschild; aber er lebt auch in Paris, als Verleger, längere Zeit mit Jean Petit zusammen. Bei dem Allem wird er selbst zum halben Franzosen, sodaß seine Basler Bekannten finden, er habe schon allzuviel gallische Hinterlist angenommen, um noch für einen biedern Deutschen gelten zu können. Zu Ende der 1510er Jahre scheint Wattenschnee, vielleicht aus persönlichen Gründen Paris meidend, sein Standquartier in Basel genommen zu haben; fortan ist er hier Sortimenter und Verleger, der stattlichste Repräsentant einer nach Westen orientierten Gruppe im Buchgewerbe.

Wattenschnees Ehefrau ist Claudia Vaugri, deren Vetter Johann Vaugri ein Buchhändler, der seit Beginn der 1520er Jahre meist in Lyon, aber auch in Paris, in Genf, in Basel, auf den deutschen Messen zu treffen ist. Als Wattenschnees Faktor oder Gemeinder führt er mit Michel Parmentier zusammen ein Buchgeschäft à l'écu de Bâle in der Rue Mercier in Lyon.

Auch Konrad Resch gehört zu dieser französischen Gruppe. Ein Schwabe aus Kirchheim am Neckar; 1508 Wolfgang Lachners Faktor in Lyon; dann studiert er in Tübingen; seit 1515 zeigt er sich uns als Buchhändler in Paris. Er ist der Verleger, für den Heinrich Stephanus 1519 die colloquiorum formulae des Erasmus nachdruckt. In der beständigen unruhigen Bewegung, die dem Gewerbe eigen ist, entwickelt sich vor uns auch Reschs Verkehr mit Basel. In allen möglichen Formen. Geschäftlich und rein persönlich. Als Schwestersohn Wattenschnees ist er der Vetter des Bruno Amerbach. Für Rhenan, für Erasmus, für Glarean, für Zwingli usw. besorgt er Bücher und vermittelt er Briefe. Er ist gelegentlich Verleger Frobens. Es selbst reist oft nach Basel und bringt jedesmal das Neueste aus Paris mit. Bis zuletzt auch er sich in Basel fixiert und hier 1522 Bürger wird, unter Beibehaltung seiner Pariser Geschäftsstelle.


Und nun Italien!

Wir sehen da in den lebendigen Gang einer Wandlung hinein. Das die frühere Zeit Deutschlands beherrschende Gefühl, im Gebiete wissenschaftlichen Lebens von Italien Großes zu erhalten und nur Weniges ihm zu geben, ist im Humanismus dieser Jahrzehnte ersetzt durch den Stolz einer neuen Generation von Menschen und Gelehrten. Einer Generation, die weiß, daß die Welt das ungeheure Geschenk der Buchdruckerkunst den Deutschen

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/224&oldid=- (Version vom 1.8.2018)