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Ein eigenartiger Humanist des Elsasses ist der Colmarer Dekan Jacob Carpentarii (Zimmermann) aus St. Pilt. 1485 Student in Basel, dann Chorherr zu St. Peter daselbst. Hauptsächlich bekannt aber wird er uns durch seine diplomatische Tätigkeit alle die Jahrzehnte hindurch im Dienste der Stadt Basel, des Herzogs Karl von Savoyen, des Bischofs Christoph von Basel. Die ihn bei solchen Geschäften kennen gelernt, rühmen ihn als „eine geschickte verständige dapfere gelehrte person, der sprachen latin tutsch und welsch wol bericht und wüssend“. Daneben ist wichtig, daß er 1489—1492 die Professur der Poesie an der Universität Basel versieht und in der Folge bei den oberrheinischen Humanisten den Ruhm eines ausgezeichneten Förderers der Studien hat. In seinem Dekanatshaus in Colmar besitzt er eine große Bücherei; hier findet Rhenan eine alte Handschrift des Tertullian, die das Kloster Peterlingen s. Z. dem Carpentarii geliehen hat.

Mit der Betrachtung dieser Einzelnen verbindet sich der Gedanke an ihre persönlichen Beziehungen zu den Humanisten in Basel. Aber auch der Gedanke an die Macht des Allgemeinen und dauernd Gemeinsamen in Streben Arbeit und Kampf, auf dem der Reichtum jedes Einzellebens notwendig ruht. Dies Gefühl geistigen Beisammenseins, nach jeder Seite hin wirkend, ist doch am stärksten in diesem Verkehre mit dem Elsaß, wo es an uralte Zusammenhänge sich lehnt. Auch abwesend leben die Elsässer Freunde in Basel; dem Erasmus ist bei jedem Frühmahl und Abendmahl, bei Spaziergang und Gespräch Sapidus gegenwärtig, auch wenn er in Schlettstadt weilt.

Das breisgauische Freiburg bedeutet weniger für den Basler Humanismus als das Elsaß. Schon sein Leben an sich erscheint schwächer. Auch wird jede der beiden Städte durch ihre Universität der andern fernegehalten. Es ist ein Fremdsein, das der Geringfügigkeit der Relationen politischer und wirtschaftlicher Art entspricht.

Die namhaftesten Beziehungen der früheren Zeit zeigt uns der Freiburger Karthäuserprior Gregor Reisch. Um seiner Gelehrsamkeit willen ein Stolz des Ordens, ohne Rast arbeitend, von encyclopädischem Wissen. Rhenan verlangt seine Hilfe für die Edition des Cusanus durch Faber; für ihn verfaßt Pellican eine hebräische Grammatik; er besorgt die Ausgabe der Ordensstatuten durch Amerbach 1510; kaum ist Erasmus in Basel, 1514, so wirbt er die Mitarbeit des Reisch für den Hieronymus.

Auch des Lektors der Eloquenz und Poesie in Freiburg, Philipp Engentinus (Engelbrecht), gedenken wir. Er ist der feurige Gegner aller alten Manier, durch Kleidung und Bart den Kollegen ein Greuel, aber bei der

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/215&oldid=- (Version vom 1.8.2018)