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das Erscheinen des Hieronymus und des Neuen Testaments. Der kaiserliche Sekretär Jacob Bannisius hält sich im Frühling 1518, von Paris nach Trient reisend, hier auf; er besucht den Rhenan, will den Bruno Amerbach kennen lernen, kauft beim bärtigen Buchbinder Mathias Frobendrucke und bewundert die griechische Bibliothek der Dominikaner.

Auch Andre draußen empfinden den Wert des humanistischen Basel. Lebendig bezeugt dies der Stiftsherr Konrad Mutian in Gotha, der dem Froben und dem Rhenan huldigt, um ein Porträt des Erasmus bittet und um einen Katalog aller frobenischen Editionen; er treibt den Rhenan, die Pandekten und den Quintilian herauszugeben. Er selbst ediert und schriftstellert nicht; er malt sich sein Motto über die Haustür und lebt in den geliebten Büchern, die er sammelt. Wie in seinen Briefen ein heidnisch freier Geist weht, so ist auch die Schar der um ihn sich bewegenden Erfurter Humanisten von den Baslern verschieden: der Peter Eberbach, der „fröhlichste aller Sterblichen“ Crotus Rubianus u. A. Einer von ihnen, der gepriesene Poet Eoban Hessus, würde gerne nach Basel kommen, vollbepackt mit Gedichten, um sie durch Froben drucken zu lassen.

Nach den Erfurtern die Rheinländer, von dem Bibliophilen Maternus Hatt, Domvikar in Speyer, und seinen humanistischen Genossen, zu den Mainzern Konrad Weidmann, dem gefeierten Lehrer des römischen Rechts und gebornen Basler, und Dietrich Gresemund, dem Altertümler, dann zum erzbischöflichen Zolleinnehmer Christoph Eschenfelder in Boppard, einem Enthusiasten, der auf seinem Tische zwischen den Zolltabellen immer die Schriften des Erasmus liegen hat. In Koblenz aber sitzt der Offizial Mathias von Sarburg, ein vorzüglicher, in Bologna gebildeter Jurist, Besitzer einer großen Bibliothek, dem Erasmus auf der Durchreise huldigend, später ein Hauptförderer der Arbeiten Sicharts. Durch alle diese Beziehungen weht dieselbe rheinische Luft. Es ist ein Leben den ganzen herrlichen Strom entlang, von der südlichsten Rheinstadt Basel bis hinab zum heiligen Köln. Hier hat Glarean studiert und den Triumph des Poeten gefeiert. Hier leben des Erasmus Freunde Johannes Cäsarius, der Begründer griechischer Studien, und Graf Hermann von Neuenahr. Herausgeber des Einhard, der im Schicksalsjahre 1519 auf der Durchreise nach Rom Gast der Basler Humanistengesellschaft ist. Hier weilt auch zu Zeiten der unruhige, überall für den Humanismus werbende Herman von dem Busche, ein kühner Kämpfer, von Erasmus geschätzt, von Rhenanus gepriesen als eines der Häupter des neuen geistigen Deutschlands; auf seinen Wanderungen besucht

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/211&oldid=- (Version vom 1.8.2018)