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Boden Italiens betreten; der große Reisende ist einzig Erasmus. Aber neben ihnen ist der bewegliche Humanistentypus dargestellt durch Scholaren und Korrektoren, und rings um sie her wimmelt die Regsamkeit und der Wechsel der vielen Besucher, die das Angesicht dieser Fürsten der Gelehrsamkeit oder die berühmten Offizinen zu sehen begehren. Sie kommen und gehen, Jeder ein andres Stück Welt mit sich bringend, Jeder um sein Basler Erlebnis reicher, unter ihnen mehr als Einer, dem „überall auf Erden ein Vaterland grünet“.

Endlich aber steht hinter jedem Gedanken, hinter jeder Forschung und Entdeckung die Buchdruckerkunst bereit, um rasch für die Verbreitung zu sorgen. Wo von allgemeiner Wirkung, allgemeinen Beziehungen des Basler Humanismus die Rede ist, handelt es sich ohne Weiteres auch um die Druckerei.

Diese ist von ihrer ersten Stunde an in Verbindung mit dem Geiste des Ortes getreten. Die vorhandene Kapitalkraft macht ihr einen großhändlerischen Betrieb möglich; die ungewöhnliche Verkehrslage und der starke Transit tun das Übrige. Aber auch ihre hohen technischen und künstlerischen Fähigkeiten ruhen auf Eigenschaften Basels. Und die Impulse hat sie den Gelehrten zu danken, die sich hier um ihre Offizinen sammeln.

Alles dies begründet die Stärke der Basler Druckerei und die Gewalt ihrer Expansion. Zur Leistung der auswärtigen Verleger, denen sie dient, tritt der eigene Vertrieb. Es ist der Zustand, in dem „sich Basel zur Metropole deutschen Buchdruckes und Buchhandels erhebt“. Die Stadt steht auch hiebei unter der Einwirkung der Zeit, die selbst ungeheuer stark, reich an Ideen und Leben ist.

Ein kaufmännischer Kopf wie Lachner beschränkt sich nicht auf den Vertrieb der Drucke Frobens. Er handelt auch mit Andern; namentlich spielen die Aldinen eine Rolle, die er in Mengen aus Venedig kommen läßt und hier in Basel zum Verkaufe bringt. Natürlich ist er nicht der einzige Händler am Platze. Auch Adam Petri, auch Gengenbach, auch der Buchbinder Bierman treiben das Sortimentergeschäft. Diese haben zufällig Erwähnung gefunden, so und so Viele mögen neben ihnen das Gleiche tun.

Von allen Seiten her strömen die Bücher hier zum Verkaufe zusammen und schichten sich auf neben den hier selbst entstehenden. Ebenfalls von allen Seiten her blicken Liebhaber und Gelehrte nach diesem Zentrum. Es sind Zustände und Erregungen, deren Widerhall wir in den Korrespondenzen finden. Die Lesegier und ihre Befriedigung durch Basel ist ein stehendes Thema. Bestimmte Bücher werden gesucht. Nach den Werken, die bei

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/208&oldid=- (Version vom 1.8.2018)