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Allem auch noch die Detailarbeit des Kastigators, z. B. am Neuen Testamente; dabei ist er so fleißig, wie sein Bruder Basilius faul ist. Aber noch mehr: er kontrolliert gelegentlich die Korrespondenz Frobens, und wenn dieser „schläft“, muß er die Geschäfte in die Hand nehmen. Wie froh ist Erasmus, daß Bruno wieder im Sessel mitarbeitet und den Froben vor „Dummheiten“ bewahrt.

Wir nehmen wahr, wie das ganze Dasein dieses hochgepriesenen Mannes ohne eigene Produktion dahingeht. Er hat den Ruhm, der Gelehrteste in ganz Helvetien zu sein; seine Beherrschung der drei Sprachen wird als eine vollendete bestaunt. Aber all dies Wissen drängte zu keiner Schöpfung.

Offenbar waren die rein menschlichen Eigenschaften das Vorherrschende in ihm. Schon seine Freunde fragten sich, was mehr an Bruno zu bewundern sei, die eruditio oder die probitas. Die Anmut seines Wesens, seine Treue und Hilfsbereitschaft machten tiefen Eindruck auf Jeden, der mit ihm zu tun bekam.

Es folgte ein stürmischer Lebensausgang. Erst das Glück der Vermählung mit Anna Schabler, der Witwe des Hieronymus Murer genannt Ruman, im Sommer 1518; dann bald schon der Tod der geliebten Frau sowie Auseinandersetzungen mit dem alten Schabler wegen Geldsachen. Den vielfach erschütterten Bruno ergriff die Pest, die damals in Basel wütete, und er erlag ihr, erst vierunddreißigjährig, am 12. Oktober 1519. „Um ihn weinten die Chariten und die Musen.“


Wir wenden uns zu den Korrektoren Frobens im Hause zum Sessel, das von Hasten und Drängen unaufhörlich erfüllt ist. Fervet ingens officina. Alles glüht in Arbeitseifer und Arbeitsnot, und die gequälten Korrektoren klagen, daß Tag und Nacht ohne Schonung, ohne Pause geschafft werden müsse, daß immer vielzuviel der Arbeit sei und zu wenig des Lohnes; zu den Mühen der Arbeit treten noch die Ermahnungen und Scheltworte unzufriedener Autoren. Das sind Grundlagen der großen Leistung und, hinter dem weithinhallenden Ruhme, Zustände und Stimmungen des Ortes selbst.

Die Reihe dieser Korrektoren wird eröffnet durch Konrad Fontejus (Brunner) von Wesen im Glarnerlande. Auch er wuchs aus dem alten amerbachischen Kreis in den frobenischen herüber. Seine Anfänge finden wir in Kleinbasel, bei Johann Amerbach. Vielleicht hatte ihn sein Landsmann Gregor Bünzli dorthin gezogen, der nach Absolvierung seiner Basler

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/201&oldid=- (Version vom 1.8.2018)