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eines Humanistenlebens zur Genüge kosten können; sie sind Korrektor für verschiedene Offizinen, geben aber auch Unterricht im Griechischen, profitieren bei Erasmus, besorgen Büchereinkäufe für Auswärtige u. dgl. Gleichwohl regt sich etwa das Gefühl des Gebundenseins, zumal des Untergeordnetseins. Sie haben manchmal mit empfindlichen Autoren zu tun, die dem Kastigator keine Freiheit und kein Urteil gönnen. Sie verbrauchen vielleicht das Beste ihrer Kraft für Andre, für einen hochberühmten Gelehrten, dessen Ruhm auf ihrer Arbeit ruht und der sie gleichwohl übersieht. Ohne Handlanger kein Meister und ohne Vernichtung der Kleinheit keine Größe.

Und doch bestimmen wesentlich sie neben den paar Großen das Bild des damaligen humanistischen Basel. Neben der Wichtigkeit ihrer Arbeit ist ihr Charakteristisches ihre Jugend. Sie zum guten Teil geben der ganzen Erscheinung den Hauch der Frische.

Die mannigfaltigsten Figuren dieser Art sind in den Offizinen anzutreffen.

Bei Furter der Fürsprech Rudolf Huseneck, von dem wir noch zu reden haben werden, sowie vielleicht Mathis Hölderlin, ferner Wilhelm Nesen.

Bei Adam Petri der Straßburger Cratander, später Ulrich Hugwald und der Karthäuser Georg Carpentarii. Ebenso scheint der 1519 als Korrektor erwähnte Magister Hans Petri, ein Verwandter Adams, bei Diesem gearbeitet zu haben.

Dem Cratander dienen Wolfgang Schiverius, Valentin Curio. Für Alle ist diese Tätigkeit eine Vorbereitung zu künftigen bedeutenderen Leistungen.


Bei Froben ist vorweg nochmals an Beatus Rhenanus zu erinnern. Dieser hatte seiner Zeit schon in Paris bei Heinrich Stephanus, dann in Straßburg bei Mathias Schürer als Korrektor gearbeitet; jetzt war er Ratgeber und Vertrauter der Offizin im Sessel. Es kann sogar, wenigstens nach Lachners Tode, von einer wissenschaftlichen Oberleitung des Verlages durch Rhenan geredet werden. Lachner war ein Gegner der rhenanischen, rein wissenschaftlichen Anschauungen gewesen, und diese Meinungsverschiedenheiten hatten wiederholt zum Streite geführt. Aber auch später noch mußte Erasmus gelegentlich den Froben ermahnen, nicht auf jeden „Esel“ zu hören, sondern sich an den Rat des Rhenanus zu halten, wenn er den Ruhm seiner Offizin behaupten wolle. Und als Rhenan 1519 Monate lang von Basel abwesend war und die Sachen im Sessel gehen ließ, machten sich Leute wie Zwingli schwere Gedanken über dies Preisgeben einer Tätigkeit, die

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/199&oldid=- (Version vom 1.8.2018)