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werden ab und zu genannt. Sie mußten als Setzer Bildung haben und gelegentlich im Stande sein, griechischen Satz unmittelbar aus einem Originalcodex herzustellen. Wir vernehmen auch, daß sie Xenia der Autoren beanspruchten; als einmal dieses Trinkgeld des Erasmus ausblieb, rächte sich der Setzer dadurch, daß er mittelst leichter Änderung eines Wortes, das einem unbedachten Lesefehler ähnlich sah, eine Unanständigkeit in den Text brachte, deren Schmach Erasmus gerne mit vielem Gelde beseitigt haben würde.

Das sind vereinzelte und zufällige Nachrichten. Vom gesamten Personal — Setzer Drucker Posselierer Illuministen Componisten Formschneider Buchbinder usw. — wissen wir kaum Etwas.

In den Anfangszeiten des Buchdrucks, durch den zum ersten Male eine Massenfabrikation an Stelle der sonst üblichen Einzelherstellung und Stückarbeit trat, konnte das Einbinden des Buches nicht gut vom übrigen Betriebe gelöst werden. Auch war die bestehende Buchbinderei außer Stande, dem plötzlich auftretenden großen Bedarfe zu genügen. Wir sehen demnach dieselbe Offizin nebeneinander Druck und Einband besorgen.

Das mächtige Wachstum des Buchgewerbes drängte allerdings auch seinerseits die Buchbinder zur Organisation, und Konflikte konnten dann nicht ausbleiben in der Art des Streites der beiden zünftigen Buchbindermeister Spidler und Zumüller mit einem im Dienste Amerbachs, dann Furters arbeitenden Buchbinder, 1507. Andrerseits mußte die Entwicklung des Buchgewerbes zu allmählicher Ausscheidung der verschiedenen Funktionen führen. Wie der Verleger, der Sortimenter, der Formschneider, der Schriftgießer zu selbständiger Stellung gelangten, so auch der Buchbinder.

Hans Zumüller 1505 1507, Peter Spidler 1506 1508, Niclaus Cantus 1507—1526, Philipp Ytel von Augsburg 1516 1520, waren selbständige Buchbinder im damaligen Basel. Ebenso Hans Furter, des Buchdruckers Michael Bruder, 1513 1515 1517. Ferner Wolf Lorenz Faust, erst Geselle des Michael Furter, nach dessen Tode 1517 als Buchbinder auf eigene Rechnung arbeitend, später (bis 1558 nachweisbar) auch Korrektor und Drucker geheißen. Endlich Mathis Bierman aus Jülich, als der bärtige Mathis, Mathias barbatus, in Humanistenkreisen weithin bekannt. Er hatte den Magistergrad; zu Zeiten im Dienste des Wolfgang Lachner stehend, betrieb er von 1511 bis[WS 1] 1522 im Hause zum Enker am Fischmarkte sein Gewerbe, das neben der Buchbinderei eine kleine Druckerei, wohl für Akzidenz und Flugblätter, und zugleich ein vielbesuchter Buchladen war.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/195&oldid=- (Version vom 1.8.2018)