Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 3.pdf/191

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Der zu Langendorf 1454 geborne Adam Petri gehörte zu derselben fränkischen Sippe, die den Johann Petri und den Johann Froben nach Basel gab; Jener war Adams Oheim und auch Froben ihm nahe verwandt. Im Betrieb ihrer Societät hatte sich Adam Petri herangebildet. Dann ging er seinen eigenen Weg, vielleicht in Zusammenhang mit Vorgängen im Innern der Gesellschaft, deren Wirkung auch die Übernahme des Sessels durch Froben 1507 gewesen zu sein scheint. In eben diesem Jahre erwarb Adam Petri das Bürgerrecht. Damals nahm er die Anna Selber, Tochter des bischöflichen Fiskals Sixtus Selber, zur Frau. Auch begann er jetzt den Betrieb einer eigenen Druckerei, im Hause zum Langen Pfeffer an der Weihengasse.

Zwei Jahrzehnte füllte die Tätigkeit Adam Petris. Wir sehen ihn an die Messen reisen und Novitäten nach Hause bringen. Aber das Wesentliche ist seine eigene Produktion, zum Teil als Lohndrucker für Andere. Der Katalog seiner Arbeiten erweist sich unter den Basler Katalogen jener Zeit wohl als der interessanteste. Nicht so vornehm wissenschaftlich und stilvoll geschlossen wie derjenige Frobens. Sondern von reichster Mannigfaltigkeit und überdies bewegt durch eine lebendige Entwickelung. Seit Beginn pflegt Petri das normale und fruchtbringende Feld der Erbauung und der Scholastik; daneben kommt bald auch der Humanismus zu seinem Rechte. Namentlich aber vertritt Petri — mit Lamparter und Gengenbach — diejenige Produktion, auf die sich die Drucker der vornehmen Folianten nicht einlassen: Flugblätter Lieder Kalender Laßbriefe u. dgl. Sie sind Träger der ungeduldigen und ungestümen Zeitstimmung, stehen völlig im Heute. Während Froben nie ein deutsches Buch druckt, ist der frische Petri Urheber von populärer Literatur und Übersetzungen. Von 1518 an wird seine Offizin die Heimat von Werken Luthers und von Tages- und Streitschriften aller Art, bis zu Eberlin von Günzburg und zur deutschen Bibel. Damit hat er seinem Betriebe die Eigenart gegeben und sich selbst den Ruhm gewonnen, der ein halbes Jahrhundert später bei Wurstisen laut wird, da Dieser die Begräbnisstelle Petris zu Barfüßern sucht, zwischen den Gräbern so vieler vergessener Helden und Edeln das Grab des einen unvergeßbaren Mannes.

In den Büchern des Stadtgerichtes ist Adam Petri oft erwähnt. Er hat viel mit Gläubigern zu tun, ist geplagt durch Lasten und Verbindlichkeiten mancher Art, bis die Lutherdrucke ihm das Gedeihen bringen; mit ihrem raschen und großen Absätze macht er glänzende Geschäfte.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/191&oldid=- (Version vom 1.8.2018)