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Glarean sekundierte, so diente er ihm, auch nachdem er Basel 1516 wieder verlassen, mit dem Kommentar zur Beschreibung Helvetiens. Er war eine rauhe Erscheinung, schon in der Äußerlichkeit seines gewaltigen Haarwuchses; ein harter Kopf, den jeder Widerstand nur noch stößiger machte. Aber dies Alles sah man zurücktreten hinter einer geistigen Potenz, die eine Naturkraft war gleich derjenigen Glareans. Daß er mit ihr die Studien förderte und zu einem der Pioniere des Humanismus in der Schweiz wurde, gewann diesem Bauer die Neigung der Basler Gelehrten, sogar des Erasmus. Seiner überströmenden Liebe versichert ihn Dieser; er schätzt ihn, weil er seinem Glarean ein Theseus ist, ja noch treuer als Theseus.

Wie Glarean und Myconius war ein Schüler des Rubellus der 1509 in Basel immatrikulierte Hieronymus Artolf von Mutten bei Thusis. Er wurde damals für die Hauptzeit seines Lebens ein Basler. Zunächst beinahe ganz durch sein Pädagogentum absorbiert. Er war Schulmeister zu St. Theodor, später Lehrer an der Münsterschule; außerdem führte er eine private Lehranstalt. Aber auch in den Wissenschaften wollte er sich vorwärts bringen. Er gelangte dabei bis zum Doktor der artes, welchen Titel er freilich nur als Äußerlichkeit wertete; er meinte, die Köstlichkeit der Wissenschaften erst mit den Lippen genossen zu haben. Er trieb Griechisch. Ebenso die Medizin, ohne es in ihr trotz jahrelangem Studium zu mehr zu bringen als zum Kandidaten. Er trieb zu Vielerlei und kam nirgends so weit wie er wollte. Haereo ubique, klagte er. So ist an ihm nichts Vortretendes Bestimmendes wahrzunehmen. Aber er steht mitten in dem mannigfaltigen, von überall her anregenden Verkehre dieser Menschen, für die er gemeinhin nur der Bündner Rhetus heißt. Von Allen gerne gesehen. Dem Rhenan bei der Arbeit am Tacitus helfend, dem Salandronius in Chur Bücherpakete aus Paris vermittelnd, den Glarean beherbergend, dem Vadian sein Herz samt allen Sorgen öffnend.

Während diese Schweizer sich mit Vorliebe um Glarean sammelten, scheinen die Elsässer zu Rhenan gehalten zu haben. So Peter Frauenberger. So Paul Phrygio. So Lucas Klett, latinisiert Paliurus, ein geborner Rufacher. Er war mit den Amerbachen zusammen in Paris, immatrikulierte sich in Basel 1509, wurde hier Magister 1512 und erhielt als Regens einer der Bursen 1513 auf besondre Empfehlung des Rates Sitz im Fakultätsrate der Artisten. Im folgenden Jahre war er Inhaber einer privaten Lehranstalt, eines paedagogium. Aber auch diese Tätigkeit hatte nur kurze Dauer. Er suchte noch immer seinen Weg und sein Ziel. Durch Erasmus ließ er sich im November 1514 bei Zasius

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/183&oldid=- (Version vom 1.8.2018)