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Stille des Ortes, den er und seine Freunde das Tal Engadi nennen, verbringt er friedliche Tage, schreibt er mit den weichen Zügen seiner Feder Briefe voll anmutiger Geschwätzigkeit, lebt er Studien und literarischen Liebhabereien. Dort hat er seine Bücher, darunter den lange gesuchten Blondus de triumphante Roma. Seinen Frauen erklärt er das Mysterium der heiligen Messe mit Hilfe des Buchs „seines süßen Freundes Heynlin". Aber auch die plautinischen Komödien sagen ihm zu. Sebastian Brant ist sein alter Bekannter, er korrespondiert mit ihm, mit Peter Schott Gresemund Wimpfeling Reuchlin Tritheim Koberger u. A. Die Hauptsache ist doch der Verkehr mit Basel, wo er an Pellican einen vertrauten Freund hat, wo Bischof Christoph und Johann Bergman ihm nahe stehen, wo das Amerbachhaus ihm wie eine Heimat ist. Für Amerbach arbeitet er an den Bibeleditionen, an den Ausgaben des Augustin, des Ambrosius, des Albrecht von Eyb; er vermittelt auch die Hilfe Reuchlins beim Hieronymus Dazwischen ist er auch für andre Drucker Basels zu haben, z. B. für Furter. Überall bringt er eigene Kleinigkeiten an: Vorreden Geleitworte Verse. Aber in seinem Gesamtbilde tritt das gelehrte Wesen zurück, erscheinen Güte und Umgänglichkeit als das Entscheidende.

Von anderm Schnitte war der Dominikaner Johannes Cono. Am 7. Januar 1511 starb Leontorius, kurz vorher war Cono in Basel eingetroffen. Mit einem Schlage hob diese Ankunft den Ruhm der Stadt.

Cono, geborner Nürnberger, hatte schon 1494, als Mönch des dortigen Predigerklosters, den berühmten Schatz griechischer Handschriften des Basler Konventes benützt. Einige Jahre später finden wir ihn in Speyer, wo er mit Jodocus Gallus griechische Studien trieb. Dann aber ging er nach Italien, und dort, durch Aldus und den Kretenser Johannes Rhosus in Venedig, durch Marcus Musurus und Scipio Carteromachus in Padua geschult und angetrieben, erwarb er eine außergewöhnliche, das im Norden Erreichbare weit übertreffende Kenntnis des Griechischen. Im Glanze dieses Ansehens kam er im Dezember 1510 nach Basel, durch Pellican Reuchlin Wimpfeling dem Johann Amerbach empfohlen, der für die Arbeit am Hieronymus einen solchen Helfer suchte.

Immer aufs Neue wieder ergreift uns die eigentümliche Macht und Bedeutung jener buchhändlerischen und zugleich gelehrten Unternehmungen. Sie sind Quellen geistigen Lebens. Die Initiative ist vielfach bei den Druckern und Verlegern, bei den[WS 1] Männern von Amerbachs Art, die erlesene wissenschaftliche Arbeiter für ihre Werke gewinnen und festhalten. Indem sie so für sich selbst sorgen, dienen sie dem Gemeinwesen, führen sie diesem neu und mächtig weiter wirkende Kreise zu.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: ben
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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/161&oldid=- (Version vom 1.8.2018)