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schwach gewesen zu sein. Die einzige Tochter enterbte er, weil sie ohne sein Wissen sich mit Jacob Rechburger verheiratet hatte. An die gute Ausbildung der Söhne wendete er Alles und setzte die Ziele hoch, die sie als Drucker und Gelehrte erreichen sollten; Erasmus pflegte später zu scherzen, daß Amerbach seine Söhne zum Zwecke der Wiederherstellung der guten Autoren gezeugt habe. Den Bruno schickte Amerbach mit zwölf Jahren, den Basilius mit neun 1497 in die berühmte Schlettstädter Schule; dann, nachdem sie Beide 1500/1501 die Universität Basel besucht hatten; zum Studium nach Paris. Nach nochmaligem kurzem Aufenthalt in Basel 1506 kehrte Bruno zu den Pariser Studien zurück und ging Basilius 1507 zum Rechtslehrer Zasius in Freiburg. Inzwischen war auch Bonifacius herangewachsen, bis das Jahr 1507 auch ihn entführte, erst ins Engental zu Leontorius, dann nach Schlettstadt zu Hieronymus Gebwiler. Erst von 1509 an, während weniger Jahre, sehen wir die Brüder Amerbach beisammen im Elternhause. Unter ihnen tritt der älteste, Bruno, als der geistig Bedeutendste hervor. Schon 1502 hat ihm zu Beginn der Pariser Studienjahre der amerbachische Hausfreund und Nachbar Surgant seinen Studentenführer, das Büchlein de regimine studiosorum, gewidmet mit begeisterter Lobpreisung der Herrlichkeit wissenschaftlichen Arbeitens, mit Hinweisung auf das große Vorbild seines Vaters.


Wir sahen schon, welchen Halt das durch nicht gewöhnliche Menschen vertretene Basler Buchdruckgewerbe der gelehrten Tätigkeit zu bieten vermochte. Auch jetzt fühlen wir diese Kraft. Nicht um einen Dozenten der Hohen Schule, sondern um einen Typographen sammelt sich der Kreis, dessen Bestehen und Wirken dieses Jahrzehnt der Basler Geistesgeschichte zu einem denkwürdigen gemacht hat. Es ist der prachtvolle Komplex eines vielgestaltigen freien und hochgerichteten Lebens.

Vereinzelt spielen auch frühere Beziehungen herein. So Amerbachs alte Bekanntschaft mit dem Basler Wilhelm Copus in Paris, der jetzt einer der gefeierten Mediziner der Zeit und königlicher Leibarzt ist; wie er, so nimmt sich dort auch Ludwig Bär aus Basel der jungen Amerbache an. Die Freundschaft mit Albrecht Dürer ist ebenfalls ein Geschenk früherer Jahre; jetzt findet sie frische Belebung im Verkehre mit Koberger. Auch Sebastian Brant in Straßburg ist eine der unvergeßlichen Gestalten; die Ehren des weltberühmten Schriftstellers und des hohen Beamten umgeben ihn; aber aus den einstigen Basler Beziehungen wirkt Manches weiter. Zu einer der großen Bibelausgaben Amerbachs spendet Brant Widmungen

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/157&oldid=- (Version vom 1.8.2018)