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Bibelwerke des Nicolaus von Lyra und des Hugo von St. Victor, da die Basler diese Bändereihen zum Teil auf Kosten Kobergers als Verlegers druckten, außerdem aber noch zu seinem Schaden den Hugo selbst nachzudrucken unternahmen. Die Beziehungen wurden deswegen nicht abgebrochen. Aber Koberger machte den Versuch, die drei so betriebsamen Männer in seine Nähe und wohl auch Gewalt zu bringen. Aber sie lehnten die Einladung nach Nürnberg ab, und Koberger verstand sich zur Fortsetzung des bisherigen Verhältnisses, sofern die dabei produzierten Bücher vom Zoll und andern Erschwerungen befreit würden. Worauf die Basler Societät die Sache vor den Rat brachte. Ihre Darlegungen, daß das in Frage stehende Bibelwerk von Hugo mehr als drei Jahre Arbeit kosten und dreißig bis vierzig Gesellen beschäftigen werde, bewogen den Rat, ihr zu entsprechen; er bewilligte am 22. Oktober 1505 den drei Gemeindern eine große Zollermäßigung, samt der Freiheit vom Kaufhauszwang für das importierte Papier, der Lossagung von persönlichem Wacht- und Kriegsdienst und dem Recht auf ein Klafter Holzes von jedem Holzschiffe, das an den Rhein komme. Die Folge dieser Bewilligung an die eine Gesellschaft war schon im folgenden Jahre, am 13. Juni 1506, die den Basler Druckern insgesamt bewilligte Ermäßigung des Ausfuhrzolles.

Voll Bewegung und Kraft ist das Bild des großen baselisch-nürnbergischen Betriebes. Alles kommt in diesen Briefen zur Sprache: die Arbeit in Kontor und Werkstatt, die Verabredungen auf den Messen, die Versendung der Bücher an den Verleger und an die Faktoreien in Paris und Lyon, die Abrechnungen usw. Auch unmittelbar persönliche Äußerungen der Beteiligten vernehmen wir. Sie haben das Bewußtsein dessen, was sie sind und was sie leisten. „Fast auf uns allein ruht und steht der Buchhandel in deutschen Landen“, ruft Koberger dem Basler Freunde zu.

Über Alles hin ergreift uns die Vorstellung des weiten, durch Amerbach mittelst dieser glücklichen Verbindung von Kräften beherrschten Gebietes. Wie diese Größe internationalen Wirkens imponiert, so der persönliche Wert des Mannes.

Amerbach kaufte 1482 das Haus zum Kaiserstuhl an der Rheingasse als Wohnhaus; für das Buchgeschäft mietete er das Haus zum Sessel am Totengäßlein. Im Kleinbasler Hause lebte er mit seiner Ehefrau Barbara Ortenberg und den Kindern, die ihm spät, einem Fünfziger und Sechziger, geboren wurden: Bruno 1485, Basilius 1488, Margaretha 1490, Bonifacius 1495. So wenig wie als Geschäftsherr scheint er als Hausvater

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/156&oldid=- (Version vom 1.8.2018)