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einem Maße, wie dies bei keiner andern Fakultät sich wiederholte. Wir dürfen daher an einzelne Praktiker hier wenigstens erinnern. Neben den Scherern Bernhard und Hans Kegel 1505, Bernhard Brand und Martin Jeckelman 1508, Ludwig Schopper von Bibrach 1514, Georg Sporhein 1516 f. u. A., neben dem „Blatterarzt“ und Wundarzt Stefan Bart 1511 f. und dem „weit- und hochberühmten“ Spezialisten des Steinschnitts Meister Sigmund 1506 f. wollen erwähnt sein: Eucharius Holzach, den Leontorius in seinen Beschwerden konsultierte, und Johann Silberberg, der den Bischof Christoph behandelte. Zu Diesen tritt, vom Apothekergewerbe her in die Fakultät kommend, Oswald Bär. Wir werden diesem merkwürdigen vielseitigen Manne, einem gebornen Südtiroler, noch oft begegnen. Nachdem er als Wiener Magister und nach einigen Semestern Studiums in Freiburg ein Jahr lang die Schlettstädter Schule geleitet, erheiratete er mit der Witwe des Nicolaus Caramellis auch dessen renommierte Apotheke in Basel und lieh sich zugleich bei der Universität einschreiben, im Wintersemester 1510/11. Schon 1511 praktizierte er hier als Arzt; 1512 promovierte er zum Doktor der Medizin. 1521 hieß er Meister Oswald der Arzt zum Blumen. Andre Fakultätsmitglieder waren Peter Wölfflin, Sohn des alten Professors und Stadtarztes Werner, 1492 in Bologna zum Doktor der sacratissima medicina kreiert, und Berthold Barter. Dieser ist vor den Meisten seiner Kollegen dadurch ausgezeichnet, daß er es zu einer medizinischen Publikation gebracht hat, dem in einem der Epidemiejahre 1519 oder 1526 veröffentlichten Regiment wider die Pestilenz. Im Übrigen sehen wir auch ihn in Injurienhändel an der Universität verwickelt; außerakademisch aber machte er von sich reden als Besitzer eines Silberbergwerkes im Sulzmattertale, das er 1518 und 1519 selbst betrieb; später als Herbergswirt zur Krone in Basel und als Eigentümer der Klybeck.

Die lebendigste Figur der Fakultät aber ist Johann Roman Wonnecker. Er stammte aus Windecken bei Hanau und studierte in Erfurt, wo er auf Michaelis 1479 inskribiert wurde. Mit dem Schererknechte Hans von Windeck, der 1485 in Basel genannt wird, vielleicht identisch, muß er sich in den folgenden Jahren zu wissenschaftlicher Bildung gebracht und hiebei ausgezeichnet haben. Denn am 15. April 1493 wurde er hier zum Stadtarzt ernannt mit einer Besoldung, die höher war als die seinem Vorgänger gereichte; auch veranlaßte der Rat seine sofortige Aufnahme in die medizinische Fakultät und erlegte für ihn die Eintrittsgebühren. Wenn dann auch allerhand Gerüchte über die Vergangenheit Wonneckers durch die Stadt liefen, so verlor er doch nicht das Vertrauen der Behörde, blieb vielmehr

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/152&oldid=- (Version vom 1.8.2018)