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Rate selbst. Noch im Verlaufe dieses Streites verließ Göttisheim Basel und übernahm das Amt des Offizials beim bischöflichen Hof in Straßburg.

An Stelle solcher Nichtigkeiten wünschen wir das wissenschaftliche Leben der Universität kennen zu lernen. Wir greifen dafür nach den umfangreichen Bändereihen der damals in Basel gedruckten Grammatiken Vocabularien Summen Repertorien Expositionen u. dgl. und hoffen, in Vorreden oder Nachreden dieser Werke den Basler Dozenten als Autoren zu begegnen. Aber Angaben dieser Art fehlen durchaus, nur die Drucker nennen sich. Und doch glauben wir, einer so mächtigen Masse der am Orte selbst publizierten wissenschaftlichen Literatur gegenüber, auch an eine hier geschehende Verfasserarbeit denken und diese in den Stuben der Universitätslehrer suchen zu sollen. Mehr als Vermutung ist bei der Stummheit der Werke selbst nicht möglich, und damit sinkt auch diese ganze Gelehrtenwelt wieder in ein Halbdunkel zurück. Wir sehen keine Tätigkeit, wir sehen keine Personen, wir haben beinahe nur mit Namen zu tun. Mit den Namen jener Dozenten zunächst, die durch Jahrzente hindurch im Gleichen und Hergebrachten beharrten und Alles überdauerten. Solcher Art waren Werner Schlierbach, der von den 1480er Jahren bis in die 1520er an der Artistenfakultät wirkte, und Johann Mörnach, der anfangs bei den Theologen, seit 1489 bis in die 1520er Jahre bei den Juristen dozierte. Sodann der Kleinbasler Johann Tunsel genannt Silberberg, der 1481 hier sein Studium begann, Bologna und andre Universitäten besuchte, dann 1497 wieder in Basel sich zeigte und von da an, mit Unterbrechung durch eine kurze akademische Tätigkeit in Heidelberg, der heimatlichen Anstalt als medizinischer und juristischer Lehrer diente bis zu seinem Tode 1526. Weiterhin Johann Gebwiler, Sohn des Klosterschmieds von St. Katherinen in Colmar. Schon 1465 studierte er in Freiburg, 1469 in Basel. Dann wird er erst nach Jahrzehnten wieder sichtbar, von seinem Eintritt in die theologische Fakultät 1504 an, in Verbindung akademischer Arbeit mit Kirchendienst und Pfründengenuß. Von schriftstellerischer Arbeit erfahren wir nichts; doch wurde er 1513 des Plagiats an einem der logischen Compendien des Erfurter Dozenten Jodocus Trutvetter beschuldigt.

Aus den Juristen mögen genannt werden der nur im Jahre 1504, mit ungewöhnlich hoher Besoldung, lesende Johannes Cinus aus Spanien, und der Basler Arnold zum Luft. Dessen kräftige Gestalt greift nach allen Seiten über den Dozenten hinaus. Arnold war von 1506 an Vizekanzler der Universität. Zeugnisse eines freieren und umfassenden Geistes sind sein Studium in Siena, seine Beziehungen zum Kreise Heynlins und

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/150&oldid=- (Version vom 1.8.2018)