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ihrer Frucht: auf Johannistag 1516 wird Jacob Meyer zum Hasen der erste zünftische Bürgermeister Basels. Jedenfalls übte er eine nicht gewöhnliche Macht über Parteigenossen und Ratskollegen, vermöge seiner Intelligenz, aber auch seiner rücksichtslosen und leidenschaftlichen Eigenwilligkeit. Wie der große Künstler diesen Bürgermeister gezeichnet und gemalt hat, so erscheint uns dessen Bild auch in der schriftlichen Bezeugung. Homo astutissimo et bene corragioso nennt ihn der Florentiner Pucci. Damit sind seine Haupteigenschaften, die Schlauheit und der Mut, genannt, ist sein Wesen umgrenzt. Dem entspricht, wie aus der Gesamtheit der Nachrichten die Gestalt dieses Menschen uns entgegentritt: ohne Adel der Gesinnung selbstsüchtig listig; aber sein sind die Unerschrockenheit, die Kraft, der mächtige und leicht aufbrausende Wille, der überlegene scharfe Verstand. Dies Alles macht ihn für seine Zeit wichtig und seine Erscheinung auch heute noch eindrücklich. Nicht nur seine gute päpstliche Gesinnung — die der Legat wohl für ausschließlicher und treuer hielt, als sie wirklich war —, sondern auch die gescheite unwählerische Art Meyers überhaupt und seine Fähigkeit zu politischer Konzeption ließen ihn Freund des Kardinals Schiner werden. Jacob Meyer zum Hasen war der stolze Zünftler, der Alles erreicht hat. Der kräftigste kompletteste Typus der die Stadt damals leitenden Menschenart. Einige Jahre lang der mächtigste Mann Basels.


Der diesen Ratsgewaltigen unmittelbar zur Verfügung stehende Diener ist die Kanzlei. Zu jeder Zeit das erste Organ der Administration.

Vom Kanzleipersonal dieser Zeit sind zu nennen: Marquard Müller von Pforzheim 1503—1505; der aus einer Schaffhauser Schreiberfamilie stammende Johannes Baumann 1506—1513; Niclaus Haller genannt Leonhardi aus Masmünster 1508—1519; endlich, fremdartiger als die Übrigen, Claudius Cantiuncula aus Metz.

Das zum Teil neu orientierte, jedenfalls sehr erweiterte Regierungswesen hat auch einen, bisher in dieser Stärke fehlenden Verkehr mit Metz geschaffen. In den 1510er Jahren beginnt eine häufige Berührung der beiden Städte, und ohne Zweifel ruht hierauf die Heranziehung des jungen Metzer Rechtsgelehrten zur Ratschreiberei. Er ist seit 1518 an der Basler Universität tätig als einer ihrer glänzendsten Lehrer. Das neue Regiment aber wünscht einen Sekretär zu haben, der perfekter Jurist ist und zugleich neben Deutsch und Lateinisch auch das Französische beherrscht; der alternde Stadtschreiber Gerster bedarf eines solchen Gehilfen, und Cantiuncula

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/144&oldid=- (Version vom 1.8.2018)