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haben. Doch wird die besondere Stimmung des Kreises, in dem der Junge aufwuchs, deutlich dadurch bezeichnet, daß die Gallizianen sowie Peter Wolfer dazu gehörten, die flinken Geschäftsleute, die kecken Unternehmer, die kein Mittel scheuen und sich nicht mit Kleinem abgeben. Zu solchen Traditionen paßte, daß Jacob auch in die Sippe Bär hinein kam durch Verheiratung mit Magdalena Bär, der Tochter des großen Kaufherrn Hans. Ihn selbst nehmen vorerst die Geschäfte ganz in Anspruch. Er spekuliert in Liegenschaften, er treibt Verlegerei mit Büchern, er steht in Handelsgemeinschaft mit Hans Gallizian. Hauptsächlich aber ist er Wechsler und hat die Wechselstube im Hause zum Hasen neben dem Rathause. Wiederholt bricht dabei seine eigenmächtige und habsüchtige Art durch; er hat Konflikte mit dem Stadtwechsler, er gibt dem Gericht unaufhörlich zu tun. Da die Tagsatzung ihm in seiner Verlegersache mit dem Erzbischof von Besançon nicht sofort zu Diensten ist, will der hitzige Mann sich selbst sein Recht holen, das Bürgerrecht aufgeben und außer Landes gehen, damit er doch tun kann, was ihn gut dünkt. Bei solcher Betriebsamkeit kommt er zu Reichtum; er kann sich neben seinem Stadthaus ein Landgut in Gundeldingen kaufen. Den Genuazug 1507 macht er als Fähnrich mit. Aber im folgenden Jahre bringt ihn eine Verfehlung — die wir nicht kennen — in die Haft des Rates. Er vermag zu entweichen und nimmt Solddienste bei den Franzosen in Italien. Nicht für lange Zeit. Denn im Jahre 1510 wählt den noch nicht Dreißigjährigen seine Zunft der Hausgenossen zum Meister, und so wird er ins Rathaus geführt, wo er nun ein Jahrzehnt voll Arbeit Macht und Ehre erleben wird. Dieses Jahr seines Eintrittes in das städtische Regiment ist das Jahr des Bündnisses der Eidgenossen mit Papst Julius; dem Bündnisse folgt sofort der erste schweizerische Heerzug in päpstlichem Dienste, der Chiasser Zug, und bei diesem Zug ist Jacob Meyer der Hauptmann der Basler. Von da an geht Alles in mächtigem Tempo. Deutlich sehen wir die Kraft Meyers wachsen und siegen. Das eine gewaltige Jahr 1512 bringt ihm die Gesandtschaft nach Venedig im März, im Sommer die Führerschaft beim Pavierzug, im November die Gesandtschaft nach Mailand zur Inthronisation des Herzogs. Dann im Dijonerzuge 1513 ist Meyer Leutnant der Basler, und beim Aufgebot im Herbste 1515, nach Marignano, ist ihm wieder die Hauptmannschaft zugewiesen. Neben diesem wiederholten Dienst im Felde ruht auf Meyer die Last und Ehre sehr häufiger Gesandtschaft zur Tagsatzung. Und zur außenpolitischen Tätigkeit kommt, was ihm in Basel selbst zufällt. Hauptstück ist dabei die Führung der Revolution von 1515 und dann der Genuß

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/143&oldid=- (Version vom 1.8.2018)