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herrenmäßig lebenden Plebejers. Alles an ihm ist unverhüllt, ist Kraft, ist Freiheit von Skrupeln, ist Lust an Macht und Glanz und Gut. Völlig lebenswahr auch, wie diese Laufbahn auf der Höhe eines von Vielen nur mit Widerstreben bewilligten Ansehens jäh abbricht und der Gestürzte dann noch ein Menschenalter in Vergessensein auszuhalten hat.

Mit Falkner alternierte als Oberstzunftmeister der schon 1516 an dieses Amt erhobene Heinrich Meltinger. Als junger Mann hatte er Zeuge der Schmach seines Vaters, des Schlüsselzunftmeisters Ulrich Meltinger, sein müssen, der wegen Unterschlagung von Anstaltsgeldern war infam erklärt worden. Die natürliche Folge für den Sohn war das Verlassen der Heimat. Er ging fort in Solddienst, um hier eigene Ehre und eigene Geltung zu erwerben. So diente er dem König von Frankreich im Kriege von Roussillon; mit andern Basler Reisläufern begegnet er uns zu Chalon. Dann zu Beginn des Jahrhunderts kommt er wieder nach Hause, in das inzwischen eidgenössisch gewordene Basel, er selbst ein neuer Mensch. Heinrich Meltinger will mehr sein als sein Vater war. Fremde und Kriegsleben haben ihn aus allem Angestammten gelöst. Er tritt nicht in die väterliche Zunft, sondern findet Aufnahme in der Hohen Stube und heiratet die Tochter des Junkers Meyer von Baldersdorf. Er will Vasall des Markgrafen Philipp zu Ötlingen werden, er wird bischöflicher Vogt auf Birseck. Der Weg zu der Stellung in Basel, die er anstrebt, ist ihm damit geöffnet. Statt des alten kaufmännischen Meltingerwesens vertritt er ein selbsterworbenes Herrenwesen, und dieses führt ihn vom Schlosse des Bischofs auf ein Schloß der Stadt. Er wird 1509 Vogt auf Waldenburg und bleibt hier bis 1512. Das sind die Jahre, da für Basel alles Große beginnt. Inmitten dieser allgemeinen Steigerung tritt der Junker Meltinger 1512 in die Regierung ein. Als neuer Ratsherr von der Stube macht er den Pavierzug mit; er kämpft bei Novara; bei Marignano wird er schwer verwundet. Im Jahre darauf, 1516, kommt er zur Oberstzunftmeisterwürde. Durchweg erscheint er als der Mann vor Allem des Befehlens und der Tat. Aber auch seine Redegewalt wird gerühmt. Eine bestimmte, wenn auch nicht durch Tradition legitimierte Vornehmheit gibt ihm einige Distanz von den übrigen Führern; Diese sind Plebejer, mit hervorragenden Qualitäten. Politisch ist Meltinger ganz der päpstlichen Sache zugetan. Er ist einer der eidgenössischen Deputierten, die 1512 den Massimiliano Sforza in das Herzogtum einsetzen; auch später rufen ihn die Mailänder Angelegenheiten wiederholt hinüber.

Jacob Meyer zum Hasen war der 1482 geborene Sohn des Krämers Jacob Meyer, den wir als Wühler gegen die Obrigkeit kennen gelernt

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/142&oldid=- (Version vom 1.8.2018)