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war er im folgenden Jahre fähig zum Kommando der Basler Truppen im Dijonzuge. Noch besitzen wir das Testament, das er damals vor dem Abmarsche machte, mit der Erbseinsetzung seiner Verwandten, da er ohne eheliche Kinder war, und mit großen Vergabungen an die Kirche und die Stadt. Noch erlebte er die Katastrophe von Marignano und die Entrechtung der Hohen Stube; im Sommer 1516 starb er.

Eine denkwürdige Periode waren die 1510er Jahre. Ihre Fülle und Macht ergreift uns überall; hier ist festzuhalten, wie das staatliche Leben Basels während dieser Jahre in der Gewalt weniger Männer steht. Wir suchen sie kennen zu lernen.

Vorerst den überall bei politischen Geschäften beteiligten, jedoch nirgends eigenartig vortretenden Eucharius Holzach. Er ist Oberstzunftmeisterssohn und eine der kleinen Größen der Mindern Stadt, wo er als Schultheiß amtet, mit den Kilchman verschwägert ist und Beziehungen zur Karthause hat. Seit 1507 sitzt er im Rate; 1516 erwirbt er, offenbar für die Stadt, die Herrschaft Hüningen. — Hans Stolz sodann gehört dem Rate schon seit 1495 an. Ihm eigen sind die englischen Beziehungen, in die er vielleicht durch seinen Weinhandel gekommen ist und die ihn 1514 als Unterhändler für ein englisch-schweizerisches Bündnis an den königlichen Hof führen. — Bei der Bürgerschaft beliebt ist der Tuchhändler Hans Trutman, 1503 Ratsherr zum Schlüssel, 1507 Oberstzunftmeister; nach Jahrzehnten noch wird er darum gepriesen, daß er toga saqoque als Magistrat und als Feldhauptmann, sich ausgezeichnet habe.

Diese Alle zeigen Durchschnittliches. Lebendiger stellt sich Hans Lombard dar. Kein alter Basler, sondern erst 1494 vom üchtländischen Freiburg her eingewandert. Vom Krämer zum Großkaufmann emporsteigend und vom Neubürger zum Schlüsselzunftmeister und Ratsherrn, um seiner Intelligenz und Gewandtheit willen sofort für die öffentlichen Interessen vielartig in Anspruch genommen. Doch tritt er politisch weniger ins Licht. Er ist vor Allem der Mann der Administration. Aber durch eine unsaubere Geschäftsmacherei bringt er sich 1517 um seine Stellung. Er wird „aus dem Rat und von Ehren gestoßen“ und schimpflich aus der Schlüsselzunft ausgeschlossen. — Auch Hans Oberriet ist ein Eingewanderter, aus dem breisgauischen Freiburg. Schon sein Bruder Simon hat in Basel gelebt, als Student 1470; seine Schwester Elisabeth wird Frau des Hans Wiler; er selbst faßt hier 1492 Fuß; er heiratet die Amalia Zscheckabürlin und kommt mitten hinein in die Zirkel der mächtigen Gesellschaft. Nach üblicher Art treibt er Großhandel und Detailgeschäft in allen möglichen Waren; er

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/140&oldid=- (Version vom 1.8.2018)