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ganze eidgenössische Land. Und dann beginnt, was Geschäft des einzelnen Ortes ist.

Die reinste Form der Kriegführung ist der in eigener Sache unternommene Zug, wie z. B. der nach Dijon. Oder die Obrigkeit kann einem fremden Herrn die Mannschaftswerbung im Lande gestatten; Solches war 1476 zu Gunsten des Herzogs Renat von Lothringen geschehen und wird später wieder üblich werden. Die häufigste Form unsrer Zeit aber ist: Bereitstellung der Knechte durch die Obrigkeit für den fremden Herrscher, auf dessen Kosten sie dienen, gemäß dem mit ihm geschlossenen Vertrag über Söldnerlieferung und Jahrgeld. Es ist ein Solddienst, aber in Anlehnung an das Milizsystem. Die Werbung oder die Aushebung geschehen offiziell durch den Rat und im Rahmen der Milizeinheiten, der Zünfte usw.

Wir suchen das Verfahren im Einzelnen kennen zu lernen. Es ist in den meisten Beziehungen immer dasselbe.

In der ersten Zeit teilt der Rat jeder Zunft und Gesellschaft mit, daß laut Tagsatzungsbeschluß „Basel mit seinen Eidgenossen dem Papst eine Summe Knechte auf seiner Heiligkeit Besoldung zuschicken werde. Ist Jemand unter Euch lustig und dem Rate zu Ehren gewillt, solchen Zug zu tun, der soll sich in Schrift angeben. Welche ziehen wollen, sollen sich mit Kleidung Harnisch und Waffen versehen und Dienstag nach Laurenz zum Abzuge gerüstet sein“. So 1510 beim Chiasser Zug. Ähnliche Aufforderungen ergehen in die Landschaft; jedem Landvogt wird befohlen, in seinem Amte kund zu tun, daß, wer zu ziehen Lust habe, sich in Basel melden solle. Dieses Verfahren eines gewissermaßen offiziell organisierten Reislaufs scheint sich nicht bewährt zu haben. Bald tritt an seine Stelle die eigentliche Aushebung für den fremden Dienst. Seit 1511 ist in den Zünften von Denen die Rede, die „usgeleit“ „hinweggeschickt“ werden; in der Landschaft wird jedem Amt eine bestimmte Anzahl Knechte zu stellen auferlegt.

Am stärksten beteiligt sind unter den Zünften Safran Rebleute Schmiede Schuhmacher und unter den Kleinbasler Gesellschaften der Greif. Unter den landschaftlichen Bezirken steht das große Farnsburger Amt immer an der Spitze. Wir finden aber nicht, daß diese Landämter mehr Mannschaft aufbringen als die Stadt.

Durch alle Körper hindurch geht nun die Erregung. Das kriegerische Hochgefühl, die Erwartung, die Unruhe und die Sorge. Die solche Züge schon mitgemacht, sehen neben sich Andre, die Dasselbe zu erleben begehren. Klar steht vor uns, wie mit diesen Wälschlandzügen ein neues Leben in

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/130&oldid=- (Version vom 1.8.2018)