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Hüten und Mehren mannigfaltigen Kriegsmaterials. Von allen diesen Dingen ist schon geredet worden. Hier nennen wir nur nochmals, als die schönste Einzelheit in diesem Vielerlei, die Besorgung der großen Feld- und Belagerungsgeschütze. Die Artillerie war von jeher eine Sache des offiziellen Ehrgeizes, die Sammlung dieser Kriegswerkzeuge im Basler Zeughaus eine berühmte Sehenswürdigkeit. Die Bereicherung, die sie gerade jetzt erhielt, in den 1514 durch den Straßburger Stückgießer Jörg von Guntheim für Basel angefertigten Geschützen, zeigt die Art der Zeit und die Anschauung der damaligen Behörde deutlich; diese sechs gewaltigen Prachtkarthaunen waren Werke eines hochgetriebenen künstlerischen Sinnes. Im Jahre 1519 folgte der Guß von Schlangenbüchsen durch Meister Hans Koberger.

Zur Rüstung zählen wir auch die Sorge für die allgemeine Wehrhaftigkeit. Wobei von besonderem Interesse die Übung und Ausbildung schon der Knaben in den Waffen war, sodann die von Obrigkeitswegen eingerichteten und aus öffentlichen Mitteln geförderten Fechtschulen. Eine solche Schule bestand hier seit 1485 unter der Leitung des Fechtmeisters Peter Schwizer von Bern; im Jahre 1490 wollte Paulus Krug eine zweite Fechtschule auftun und erbot sich, mit Peter um die Schule zu fechten und ihm „das Schwert abzuhauen“. Doch scheint Peter, durch den Rat geschützt, der einzige Fechtmeister in Basel geblieben zu sein; er trug ein silbernes Kleinod mit dem Stadtwappen. Nachdem er 1518 nach üchtländisch Freiburg berufen worden, versah den Fechtunterricht in Basel Hans Glarner.

Über vorbereitende und rüstende Tätigkeit hinaus ging die Kriegführung selbst.

Im Dienste großer politischer Aufgaben hat Basel zwei Jahrzehnte Kriegsleben von erstaunlichem Umfang und Inhalt durchzumachen. Dieses Leben bringt eine schwere Erprobung aller menschlichen und bürgerlichen Fähigkeiten. Es offenbart aber auch, vermöge der Häufigkeit der sich unausgesetzt folgenden Aktionen und insbesondere durch die Art der Gewinnung der Einzelnen für diesen Dienst, eine bewußte Teilnahme der Gesamtheit an der Politik und ihren Konsequenzen. Dieser großen Tatsache gegenüber kommen Stimmen Einzelner, wie z. B. des Pamphilus Gengenbach, die von der Weltpolitik samt all ihren Allianzen und Heerzügen nichts wissen wollen, kaum in Betracht. Sie waren vereinzelt. Die Gesamtheit der Bevölkerung stand in dieser Zeit da als ein Kriegsvolk; neben dem politischen Interesse riß sie das militärische Abenteuer hin, das Verlangen nach Kampf und Sieg.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/126&oldid=- (Version vom 1.8.2018)