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wachen hüten reisen (in Krieg ziehen) steuern und dem Rate schwören sollten. Den sich Weigernden wurde die Sperrung alles Kaufs und Verkaufs, das Verbot des Mahlens und Backens, der Ausschluß von Markt und Weidgang angedroht. Der Bischof erhob Einwendungen. Aber der Große Rat bestätigte die Verfügung. Und nun geschah, gern oder ungern, die Eidesleistung durch die Curialen und Viele, die ihnen glichen. Nach den Notaren Prokuratoren Pedellen der Curien schworen der Fiskal, die Klosterschaffner, Organist Buchschreiber Glöckner auf Burg, die Siegristen zu St. Peter und St. Theodor, der Münsterwerkmeister. Es war ein weithintreffender Sieg des städtischen Wesens. Aber der Münsterchronist rief Wehe über diese Freveltat, über diesen Tag des Unheils, an dem die ehrwürdigen Privilegien des Domes zertrümmert worden seien.


Seit dem Ende des fünfzehnten Jahrhunderts saß kein Edelmann mehr im Rate, war die Hohe Stube nur noch durch Achtburger vertreten. Wie diese Vertretung aber immer schwächer wurde, haben wir gesehen; je lauter und mächtiger solcher Abnahme gegenüber die Zunft auftrat, um so fester gründete sich die Auffassung der Stube als eines fremden, zum gemeinen Nutzen nichts beitragenden Körpers. Sie selbst gab sich in Vielem preis; im Rate konnte laut davon geredet werden, daß Die von der Hohen Stube nicht täten, was ihre Pflicht sei.

Den ersten Schlag empfing die Stube bei der Revision des Handfesterechts 1503/06, da auch Zünftige als wählbar zu Kiefern erklärt wurden. In den folgenden Jahren beschäftigte man sich weiter mit den Vorrechten der Stube. Aber vor entscheidendem Zugreifen scheuten sich die Zünfte noch, jedenfalls einzelner verdienter Männer wegen, die von der Stube her im Rate saßen. Aber im Dezember 1514 starb der bedeutendste dieser Herren, der hochangesehene Bürgermeister Peter Offenburg; die feierliche Teilnahme von Rat und Sechsern an seiner Bestattung war die letzte Huldigung des Gemeinwesens an die der Hohen Stube eigenen Kräfte und Fähigkeiten. Jetzt hemmten keine Rücksichten mehr, und die Zünfte gingen vorwärts.

Sie gefielen sich in der Meinung, daß sie allein Arbeit und Verantwortung des Regimentes tragen müßten. Die Vorrechte der Hohen Stube, die vor Zeiten vielleicht begründet gewesen, erschienen heut als unverdient. Sie widerstritten auch den dieser Zeit eigenen Forderungen bürgerlicher Gleichheit. Dies war „das Gemurmel des gemeinen Mannes“, mit dem dann der Rat seinen Beschluß motivierte. Bei den Heerzügen der letzten

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/105&oldid=- (Version vom 1.8.2018)