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war unzweifelhaft das offizielle Basels, — daß, je länger sich der Herzog dort unten am Niederrhein verbiß, um so kräftiger und gesunder seine Gegnerschaft hier oben auswachsen konnte.

In der Tat zeigt der Sommer 1474 das Bild wirksamster Sammlung der Kräfte.

Allem voran ging die Wiedereinnahme der Pfandlande durch Herzog Sigmund in den letzten Apriltagen, noch bei Lebzeiten Hagenbachs. Sigmund gab das Landvogteiamt seinem treuen Hermann von Eptingen.

Sodann in den beiden großen Gruppen Niedere Vereinigung und Eidgenossenschaft die Rüstungen zum Kriege. Was die offiziellen Schriften hierüber melden, braucht nicht wiedergegeben zu werden. Es sind die üblichen Maßregeln. Aber merkwürdig und doch der Zeit völlig gemäß ist, wie Basel mitten in diesem Waffengeräusche Muße und Andacht fand zur Annahme eines kostbaren Reliquiengeschenkes der Solothurner; es waren Gebeine der tapfern Thebäer, die dort gerade in diesen Tagen höchster kriegerischer Gefahr sich auf wunderbare Weise hatten finden lassen; die Basler empfingen sie am 2. Juni in einer feierlichen mächtigen Prozession.

Wir sehen ernste Vorbereitung auf allen Seiten; die einzelnen Kräfte, die von hüben und drüben sich bedrohen, treten immer deutlicher hervor.

Am 11. Juni erhält die ewige Richtung der Eidgenossen mit Österreich ihre endgültige Formulierung; im Oktober darauf kommt eine Allianz der Eidgenossen mit Frankreich zu Stande.

Die Niedere Vereinigung erweitert sich im Juli durch den Beitritt der Städte Kaisersberg Oberehnheim Münster Rosheim und Türkheim, im Oktober durch den Beitritt der Stadt Mömpelgard und ihrer Herren der Grafen von Würtemberg.

Am 22. Juni erläßt Herzog Karl von Burgund ein allgemeines Verbot für seine Lande, mit den Untertanen des Herzogs von Österreich, den Bewohnern der Grafschaft Pfirt, den Städten Straßburg Basel Colmar und Schlettstadt Handel zu treiben oder irgendwie zu verkehren; er befiehlt, alles ihnen gehörende Eigentum einzuziehen. Am gleichen Tage ernennt er den Heinrich von Neuchatel, Herrn von Blamont, zum kommandierenden General auf der Gemarkung von Deutschland.

So rüsteten sich die Gegner, und rasch trafen sie aufeinander. In demselben Gebiete, der Einsenkung zwischen Vogesen und Doubs, das seit Alters der Hauptschauplatz des Grenzkrieges war und zugleich die große Pforte, durch welche die Wälschen in den Sundgau einzubrechen pflegten. Vor hundert und dann wieder vor fünfzig Jahren schon hatte Basel seine Waffen dort

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/95&oldid=- (Version vom 10.7.2016)