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Sein Aufenthalt in Basel selbst bezeichnet einen wichtigen Moment. Die ganze tiefbewegte Stimmung der Zeit liegt im Verlauf dieser denkwürdigen Kaisertage. Sie lebt auch für uns noch in den ungewöhnlich sorgfältigen Aufzeichnungen des Ratsbuches.

Basel hatte schon während der letzten Monate mit dem Kaiser zu tun gehabt. Dessen Einladung zum Reichstag in Augsburg am 21. März 1473 war durch den Rat abgelehnt worden, der unsichern und sorglichen Zeitumstände wegen; dann aber hatte er als seinen Vertreter den Unterschreiber Walther Baumgarter ins Reich geschickt und die Städtetage zu Frankfurt und Eßlingen durch ihn besuchen lassen. Dort war über die Reichshilfe gegen die Türken verhandelt worden, demzufolge dann Basel am 18. August dem Kaiser schrieb, daß es den verlangten Zuzug nicht schicken könne. „Wir wären geneigt, das Beste zu tun. Aber wir haben mehr Irrung als andre Städte und brauchen die Unsern täglich bei uns. Es sind wilde Läufe; wir wissen nicht, vor wem wir sicher sind.“

Als der Rat dies schrieb, war der Kaiser aus seiner Kur zu Baden in Straßburg eingetroffen; dann reiste er über Freiburg gen Süden. Basel erfüllte hier noch mit geziemender Würde die Förmlichkeit der Einladung, und der Kaiser gab seine Zusage.

Am 3. September kam er, auf den Abend, bei der Wiesenbrücke prächtig empfangen durch die Häupter und Räte der Stadt mit berittenem Gefolge, durch den Erzbischof von Besançon, den Bischof Johann von Basel, die gesamte Geistlichkeit, die zwischen Kerzenflammen die Reliquien in funkelnden Gehäusen trug. Und nun entwickelte sich das feierliche Ceremoniell, das für den Besuch einer Stadt durch den Kaiser galt. Es bezeugt die große weihevolle Bedeutung, das Außerordentliche eines solchen Besuches. In Basel verband sich damit die politische Wichtigkeit des Momentes.

Von der Grenze des Stadtgebietes an ritt der Kaiser unter einem Baldachin, den vier Ritter trugen; die Zäume seines Pferdes wurden gehalten durch den Bürgermeister Hans von Bärenfels und den Erbmarschall des Bistums Hermann von Eptingen. In dem gewaltigen Zuge, der hinter Friedrich sich heranbewegte, sah man glänzende Gestalten, vielgenannte Männer der Zeit: den Erzbischof Adolf von Mainz, die Herzoge Albrecht und Ludwig von Bayern, den Markgrafen Karl von Baden, vor Allen in jugendlicher Schönheit prangend den Kaisersohn Max, zahlreiche Fürsten und Herren, ihre Räte und Diener samt den kaiserlichen Kanzleischreibern Türhütern Pfeifern und Trompetern, aber auch den Landvogt Peter von

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/85&oldid=- (Version vom 5.7.2016)