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Schon im Februar 1473 beginnen diese. Der Rat trifft Anordnungen für Verstärkung von Wacht und Torhut, für Verproviantierung der Stadt mit Korn Kohlen Eisen Eichenholz usw. Er berät über Anstellung von Büchsenmeistern, Vermehrung der Soldtruppe; er ordnet Hauptleute unter die Tore und läßt die Rheinbrücke „verhenken“; ohne sein Wissen soll Niemand mehr, es sei Tags oder Nachts, hindurch fahren können. Er baut eine Rheinmühle, die mit Ketten an die Brücke gebunden wird, kauft in Nürnberg Büchsen, in Zürich und in Lyon Salpeter in großen Mengen, läßt Pfeilschäfte federn, erneuert die Ordnung für den Kriegsalarm. Am Spalentor wird ein starker Vorbau aufgeführt. Immer hastiger und sorglicher zeigt sich diese Tätigkeit. Niklaus Baumann von Nördlingen wird als Büchsenmeister angestellt, die Schlösser auf der Landschaft erhalten verstärkte Besatzungen. Man beschäftigt sich mit dem beunruhigenden Stationieren fremder Kriegsknechte am Horn; Streitigkeiten mit dem im burgundischen Interesse stehenden Hans Bernhard von Eptingen, Besuche des österreichischen Unterhändlers Herman von Eptingen halten die Erregung wach; der Rat muß auf das Äußerste gefaßt sein. Er hat mit dem Graf von Campobasso und ändern Kapitänen zu verhandeln, die große Truppen aus Italien zum Herzog Karl führen und den Durchzug durch die Stadt begehren. Er erhält Warnungen von da und dort, will bei den um die Stadt sitzenden Adligen nachfragen lassen, wessen man sich in diesen wilden Läufen zu ihnen versehen solle, berät die Aufnahme von Bewaffneten aus der Landschaft in die Stadt und die Wegweisung Aller, die hier nichts zu tun haben. Er befiehlt, daß sich ein Jeder für ein Jahr mit Salz versehe. Dabei reiten seine Gesandten zu den Eidgenossen, zu Herzog Sigmund; Peter Schönkind berichtet über seine ergebnislose Verhandlung mit Hagenbach, und Ende Julis zeigt sich ein Gesandter des Galeazzo Maria von Mailand, Herr Gabriel Morosini, im Rathause und läßt verlauten, seinem Herrn sei kund geworden, daß der burgundische Herzog etwas gegen Basel und die Eidgenossen unternehmen werde.

In solchen Aufregungen ging der Sommer dahin. Auch die furchtbare Hitze und Dürre, dazu eine verheerende Seuche gehören zum Bild dieser bangen Monate. Viele erinnerten sich an den Kometen des letzten Jahres, den man nicht vergeblich als Vorzeichen von Krieg und Pestilenz gedeutet hatte. Wie eine Wirkung seiner Kraft erschien nun auch das ungewohnte, seltsam beunruhigende Ereignis, daß der Kaiser aus seinem Osten hervorkam, nach langen langen Jahren sich wieder im Reiche zeigte. Jetzt zog er dem Oberrhein zu.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/84&oldid=- (Version vom 5.7.2016)