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zurück und äußert sofort seine eigenen Beschwerden: wegen des feilen Kaufs, wegen Vergewaltigung der Baselleute in der Herrschaft Rheinfelden, wegen unziemlicher Reden und Forderungen Hagenbachs.

Von jetzt an war das Benehmen Hagenbachs gegen Basel nicht mehr nur das Gezänk eines unwirschen Nachbars, sondern offener heftiger Haß. Jetzt kam es zu jenen Uebeltaten, die später der Rat in seiner großen Anklageschrift aufzählte: daß Hagenbach Herren des Rates schmähte und beleidigte; daß er sich in Basel herausfordernd, mit trotzigen Worten und Geberden benahm; der Stadt eine Vernichtung verhieß wie Dinant; ihren Bürgern drohte, wenn er sie im Sundgau beträfe, sie an die Äste hängen, in die Türme werfen zu lassen; die Briefe, die ihm der Rat schrieb, höhnend zerriß; einzelne Basler an ihrem Gute, an Erbschaften und Gefällen schädigte usw. Neben alldem die andauernde schwere Verfügung der Fruchtsperre. Die Beschwerden, die Basel über den Kopf Hagenbachs hinweg an den burgundischen Gesandten Abt Augustin von Casanova, ja an Herzog Karl selbst richtete, blieben ohne Antwort und ohne Wirkung.

Aber während Basel dies erlebte, tat es Schritte, die eine Befreiung von all der Plage versprachen. Am 22. Februar 1473, zu Colmar, unterredeten sich die Boten Basels mit solchen der Städte Colmar Schlettstadt und Straßburg über Abschluß einer Vereinigung und über Einnehmung der Lande. Von da an verschwindet das Traktandum nicht mehr. Prachtvoll ist der Strom dieses neuen Lebens im Basler Ratsbuche. Tag folgt nach Tag. Und sie alle gelten, neben der nie zur Ruhe kommenden Angelegenheit Mülhausens, dem frischen großen Gedanken einer umfassenden Liga, einer Lösung der Vorlande und Beseitigung der burgundischen Macht. Am 14. März treffen in Basel die Gesandten der Eidgenossen mit den Gesandten jener Elsässer Reichsstädte zusammen, und bei dieser mehrere Tage währenden Konferenz werden die Grundlagen festgesetzt; sie wollen auch die Bischöfe von Basel und Straßburg sowie den Markgraf Karl von Baden auffordern; sie wollen sich mit den Eidgenossen verbinden und zwischen diesen und Herzog Sigmund eine Verständigung bewirken.

Wir vergegenwärtigen uns, wie im Basler Rathause die Beschäftigung mit diesen Plänen die Zeit zwar nicht erfüllt aber beherrscht. Nebenher gehen die vielen andern Geschäfte der Stadt, der Prozeß mit Thomas von Falkenstein, die Streitigkeiten mit Markgraf Rudolf von Hochberg, zahlreiche Privathändel, die Reichstage und die Städtetage. Namentlich aber die Gegnerschaft Hagenbachs und unter ihrem Druck, in der Sorge um ein plötzliches Sicherheben der burgundischen Macht die ernstlichsten Rüstungen.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/83&oldid=- (Version vom 5.7.2016)