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Sodann Ende Augusts 1472. Man hatte kaum erst die denkwürdige Konferenz zu Konstanz hinter sich, wo Herzog Sigmund mit den Schweizern über eine ewige Richtung unterhandelt, zur gleichen Zeit aber auch eine Botschaft des Burgunders, mit Peter von Hagenbach an der Spitze, empfangen hatte, die mit ihm Abreden traf über kriegerische Maßregeln gegen die Eidgenossen. Ebendort hatte Sigmund auch den Ritter Hermann von Eptingen beauftragt, bei Basel und Straßburg sich zu erkundigen, ob wohl dort das Geld für eine Lösung der Pfandschaft zu haben sein würde. Jetzt trafen sich diese Alle in Basel wieder, der Landvogt und seine Räte, die Eidgenossen, Ratsherren von Straßburg und Mülhausen, der Basler Bischof, der Landvogt von Mömpelgard, der Graf von Tübingen usw. Der Rat schickte ihnen den Ehrenwein und spendete ein Abendfest in der Mücke mit Fackeln Kerzen Wein und Konfekt.

Es war die letzte große Versammlung dieser Art. Äußerlich friedlich, stand sie doch unter der Wirkung des Befehls einer Fruchtsperre, den Hagenbach am 9. Juli erlassen hatte. Alle die Gegensätze, die durch das Auftreten Burgunds am Oberrhein waren geschaffen worden, lebten in diesen Versammlungen; ob an ihnen gestritten oder verabredet wurde, das Eine wie das Andre drängte einer Entscheidung zu. Und diesem provinzialen Wesen gingen in der großen Politik parallel die Verhandlungen zwischen Kaiser Friedrich und Herzog Karl, die Pläne des letztern auf das Reich, das Projekt einer ehelichen Verbindung ihrer Kinder; neben die Wirkung dieser Verhandlungen auf Herzog Sigmund trat jetzt die der Vernichtung Karls geltende Tätigkeit Ludwigs von Frankreich.

Dies ist der Punkt, auf dem unsere Lokalgeschichte eigentümlichen Reiz gewinnt durch die grellen Reflexe, die das Zusammentreffen so mächtiger Kräfte auch auf die kleine Existenz einer solchen Stadt werfen können.


Die erste Maßregel Hagenbachs, die von Basel geradezu als Rechtsbruch empfunden wurde, war die schon erwähnte Sperrung des feilen Kaufes im Sommer 1472. Der Rat verlangte ihre Aufhebung; Hagenbach antwortete damit, daß er im Januar 1473 dem Rate vorwarf, er benehme sich als Feind Herzog Karls. Anlaß hierzu nahm er wohl aus den Verhandlungen Basels mit Herzog Sigmund über Lösung der Pfandlande; von der diesem Geschäft geltenden Mission Hermans von Eptingen und dessen Bericht vor dem Dreizehnerrat in Basel am 18. Januar 1473 hatte er jedenfalls Kenntnis erhalten. Vom 1. Februar 1473 ist die Erwiderung Basels datiert, höflich, aber durchaus fest; der Rat weist die Anschuldigung

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/82&oldid=- (Version vom 5.7.2016)