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Gleich zu Beginn trat dieser Fall ein. Der Herzog verlangte ein Verschieben des ersten Termins, der Rat lehnte ab, und auch eine scharfe Wiederholung des Begehrens durch Peter von Hagenbach fruchtete nichts. Es kam zu peinlichen Szenen; Hagenbach brauchte Drohungen; der Bischof mußte sich ins Mittel legen. Und er erwirkte nun vom Rate den Aufschub. Tags darauf, am 23. Dezember 1469, leisteten zu Kaisten und in der Au die Untertanen den geforderten Eid an Basel.

Dies Nebeneinander von Rechten aber war auf die Dauer unmöglich. Zur Regierungsart und Auffassung Hagenbachs paßte es vollends nicht. So sind denn auch diese Monate angefüllt von Beschwerden und Streit aller Art. Der Landvogt gebot, in den Dörfern die Fähnlein mit dem Baselstab zu ersetzen durch Fähnlein mit „Borgondien“; er wehrte den Vögten, ihre Gerichte im Namen Basels zu bannen; Basel machte demgegenüber seine Gewere laut Vertrag geltend. Man stritt sich ferner über das Aufgebot zum burgundischen Heer; Basel erklärte, daß die Leute ihm noch immer verpfändet seien und laut dem Pfandbrief weder zur Steuer noch zur Heerfolge aufgeboten werden könnten. Aber dasselbe Aufgebot erging auch an die der Stadt Basel gehörenden Eigenleute, die in der Herrschaft saßen, und hiegegen hatte sich der Rat wieder auf andre Weise zu wehren. Hagenbach entsetzte den Zoller zu Kaisten seines Amtes; Basel verlangte, ihn bis zur Lösung zu belassen, und dergleichen mehr.

Rasche Liquidation lag somit auch im Interesse Basels. Aber Burgund war ein schlechter Zahler. Die Verhandlungen vom Dezember 1469 wiederholten sich, Aufschub nach Aufschub wurde begehrt.

Am 30. April 1470 und am 9. Februar 1471 konnte Basel über die Zahlung von je sechstausend Gulden quittieren. Die dritte und letzte Rate aber gab allerhand zu reden. Hagenbach scheint verlangt zu haben, daß Basel beim Bezug der Herrschaftsnutzungen eine angemessene Ermäßigung nach Proportion der noch ausstehenden Rate eintreten lasse und ihm den Überschuß lasse. Auch erhielten die burgundischen Kommissäre im Herbst 1471, als sie Basel besuchten, von einigen Ratsgliedern Verheißungen wegen eines Nachlasses auf der letzten Zahlung. Aber es scheint weder zum Einen noch zum Andern gekommen zu sein; Basel machte Hagenbach auf andre Weise ein Geldgeschenk, und die letzte Zahlung Burgunds erfolgte in vollem Betrage am 7. Januar 1472, worauf der Rat den Herzog von Burgund in den Personen seines Landvogtes und des Finanzrates Mangin Contault in die Gewere der Herrschaft einwies. Jetzt entließ Heinrich Zeigler namens der Stadt die Herrschaftsleute förmlich ihres Eides.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/80&oldid=- (Version vom 5.7.2016)