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uns die Verfassung gezeigt. Wo ist offene Assoziation? Wo nur Commenda? Einige Gesellschaften mögen auf ungewisse Dauer gebildet sein, andre nur für bestimmte Geschäfte. Namen von Sozietäten in Menge werden genannt, aber keine nähern Nachweise gegeben.

Auch die beiden Gesellschaften Zscheckabürlin und Meltinger und Konsorten, die nebeneinander von den 1470er in die 1490er Jahre arbeiten, treten uns nicht deutlich erkennbar nahe. Zu erwähnen ist nur, wie in der ersten, einer wirklichen Familiengesellschaft, Hans Bär anfangs Faktor ist; erst in der Folge erscheint er als vollberechtigter Sozius, und Diener ist jetzt Martin Leopart. Dieselbe Stellung scheint bei der andern Gesellschaft der Krämer Bastion Told zu haben. Das ist die „große Gesellschaft“, der außer Ulrich Meltinger und Told noch Andres Bischoff, Michel und Hans Bernhard Meyer, Hans Bär, Ludwig und Thomas Zscheckabürlin, Konrad Rebhuhn angehören; sie handelt mit Wolle Tuch Häringen usw. im Basler Kaufhause sowie an den Messen zu Frankfurt und Straßburg. Sie ist diejenige Gesellschaft, der im Jahre 1491 ihr Gewandgaden im Kaufhause geschlossen und deren Weiterbestehen 1496 untersagt wird mit dem ausdrücklichen Hinweis auf die Schädigungen, die sie dem „gemeinen Manne“ zufüge.

Lebendig wird das Bild der Handelsgesellschaften erst unter solchen Anklagen auf Wucher Monopolismus Preistreiberei. So bringt auch das Konsortium Irmi-Jungerman-Zeigler den zu Sargans gewonnenen Stahl in seine alleinige Hand, bis der Rat von Basel 1464 dagegen einschreitet, „da solichs gemeiner Nutz nit sye“. Und 1474 bricht der allgemeine Unwille los über die Zscheckabürlin Bär Eberler u. Kons., die alle Baumwolle und Wolle, alles Leder, alle Rindshäute, allen Unschlitt zusammenkaufen, so daß man gezwungen ist, diese Dinge von ihnen zu nehmen zu dem Preise, der ihnen beliebt.

Dies führt uns hinein in allgemeine wirtschaftliche Kämpfe der Zeit.


Auf dem Nebeneinander und Widereinander von Handel und Handwerk ruht das wirtschaftliche Leben der Stadt.

In klarhistorischer Zeit, vor unsern Augen, sehen wir in der Krämerzunft den Handel zahlreiche neue Handwerke schaffen: die Ringler, die Hutmacher, die Täschner, die Gürtler, die Nadler, die Nestler, die Papierer usw. Ebenso entstanden die heimischen Produktionen von Schürlitz und Safran als Wirkungen des Imports. So ist wohl während der frühern Stadtanfänge der Handel auch der Vater andrer städtischer Gewerbe gewesen.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 526. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/547&oldid=- (Version vom 28.11.2016)