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etwa Maßstab für die Bedeutung des Handels; sie erklärt sich aus den schwierigen Verkehrsverhältnissen, den hohen Kosten von Reise und Transport, bei denen ein ersprießlicher Fernhandel nicht wohl möglich war ohne die persönliche Teilnahme Mehrerer, die mit gleichem Interesse für ein Geschäft einstanden. Daher auch trugen solche Gesellschaften öfters den Charakter von Familiengemeinschaften.

So gleich die erste dieser Assoziationen, die uns in Basel bekannt wird: Henman Offenburg und sein Stiefvater Konrad zum Haupt. Aber hierüber hinaus gehörte Offenburg auch noch zu den Kompagnien der Geschäftsleute, die als eifrige Treiber und Unternehmer die städtische Wirtschaft jener Periode bewegten. Mit Heinrich von Biel importierte er Venediger Waren. Hans Schreiberlein hatte mit einem Aschaffenburger ein Konsortium für Safranhandel, - dieses Konsortium und ein zweites, das durch Heinrich von Biel, den Blumenwirt Wentikum u. A. gebildet war, taten sich 1417 zusammen zu einer großen Weinlieferung (zweihundertfünfzig Fuder) nach England. Haupt einer solchen Sozietät war auch Heinrich Halbisen. Im Verkehre namentlich mit italiänischen Kaufhäusern geschult, an Großes und Fernes sich wagend, kann er neben Wernli von Kilchen als „der erste Repräsentant der monopolistischen Handelsgesellschaften des XV. Jahrhunderts in Basel“ gelten. Bei diesen Gemeinschaften der Halbisen und von Kilchen, von deren Handel schon früher die Rede war, waren auch Kapitalisten wie Konrad zum Haupt, Imer Bockes, Klaus Stützenberg u. A. mit bestimmten Summen auf Gewinn und Verlust beteiligt; die Abrechnung mit ihnen, die Erledigung ihrer Forderungen vor dem Stadtgericht zog sich jahrelang hin. Es war die an Anregung so unendlich reiche Zeit, in der Basel auch die Sozietäten wälscher Handelsleute in nächster Nähe sehen konnte: der Medici, des Lamperto Lampertescchi mit Pietro Guarenti und mit Hans Waltenheim usw. Aus diesem Wesen heraus wuchs Peter Wolfer, den wir 1444 mit seiner Gesellschaft Korn in Savoyen einkaufen sehen, und zur gleichen Zeit bahnte sich die letzte Unternehmung von Baslern in Barcelona durch die Gesellschaft der Wiß Mannenbach Muntprat Schwitzli und Konsorten an.

Solche Handelsgesellschaften zeigen sich nun immer häufiger, vor Allem für Geschäfte des Fernhandels und, trotz dem Verbote, in Assoziation mit Fremden: so der Basler Hagental mit dem Genfer Johann Botschet für Handel von Spezerei Leinwand und Scherter; so der ältere Hans Irmi mit Henman Wurm von Laufenburg u. A. für Geschäfte in Wien und München; so Claus Schmidlin mit der „großen Gesellschaft der Kaufleute von St. Gallen Nürnberg Bern und anderswo“. Nirgends freilich wird

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 525. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/546&oldid=- (Version vom 28.11.2016)