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den großen Färber Claus Rieher. Er wob nicht nur selbst Schürlitz, sondern beschäftigte auch zahlreiche Weber auf dem Lande und machte den zünftigen Stadtwebern durch Unterbieten Konkurrenz. Es scheint ein Geschäftsbetrieb gewesen zu sein gleich dem des Konstanzer Färbers Ulrich im Holz in den 1420er Jahren; auch Rieher war zunächst nicht Kaufmann, sondern Färber, „der Fertigmacher, durch dessen Hand die Ware noch zuletzt ging, ehe sie dem Handel zugeführt wurde.“ Aber beide Unternehmungen, Irmis wie Riehers, scheiterten an dem Widerstande der Weberzunft.

Sodann der Kornhandel, der z. B. durch Peter Wolfer in einem Kompagniegeschäft 1444, dann wiederholt auch durch Ulrich Meltinger, im Teurungsjahr 1491 durch Heinrich Rieher betrieben wurde. Gerade bei diesem Rieherschen Geschäfte lassen die Nachrichten erkennen, wie leicht die öffentliche Meinung geneigt war, hinter jedem Kornhandel sofort den schlimmsten Wucher zu wittern. 1477 verkaufte Hans Irmi dem Kanton Uri dreihundert Säcke Getreide. Vor Allen aber erscheint Hans Bär in gewaltigen Kornspekulationen; für diese richtet er den Häuserblock an der Weißen Gasse und Pfluggasse zu einem riesigen Speicher ein. Es ist derselbe Bär, der auch Glas aus Venedig importiert und z. B. nach Solothurn solches Glas sowie Blei und Zinn für die Rathausfenster liefert.

Weiterhin der Minenbetrieb. Von Bergwerken in Basels Nähe ist schon früh die Rede: die Silbergruben im Breisgau wurden 1028 von König Konrad dem Bistum Basel übergeben, die Erzgruben bei Wölfliswil im Frickgau sind 1288 erwähnt. Aber wir suchen vergeblich nach einer geschäftlichen Beteiligung von Baslern an diesen Dingen, etwa in der Art der Freiburger Snewelin Turner Malterer usw., die im XIV. Jahrhundert durch die Bergwerke im Münstertal, zu Totnau usw. reich wurden. Erst von Henman Offenburg erfahren wir, daß er 1440 durch König Friedrich das Gold- und Silbererz zu Laufenburg am Müliberg geliehen erhalten habe, und dann kommt rasch die Zeit, in der auch Basler diese neuen Geschäftsformen und Gewinnchancen zu nützen lernten. Eine merkwürdige Umstimmung geschäftlichen Sinnes vollzog sich damals, durch die Erschließung der Schwazer Silbergruben angeregt. Wir sehen oberdeutsche Kaufleute den Warenhandel lassen und sich dem Bergbau auf Edelmetalle, dem Silberhandel, dem Anleihe- und Bankgeschäft zuwenden; ganz überraschend ist auch, wie z. B. im Gebiete Berns eine allgemeine unruhige Gier erwacht, nach Schätzen zu graben, Bergwerke zu öffnen, Gold Silber Erz Salz usw. zu finden. Was hier die Junker und Bauern, in Augsburg die Fugger u. A. taten, unternahmen jetzt in Basel diese Kaufherren. Es handelte sich

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 523. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/544&oldid=- (Version vom 20.11.2016)