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Verrechnung; neben den Großhändler, der schon der Reise- und Transportkosten wegen hauptsächlich in Betracht kam, trat der Detaillist; neben das eigene Geschäft das Kommissionsgeschäft. Überdies diente Frankfurt, das Zahlungsort und dessen Messe Zahlungstermin bei Handelsgeschäften war, auch als Kapitalmarkt. Zahlreiche Kreditoren Basels wohnten dort, und der Rat benützte regelmäßig die Messen dazu, durch einen seiner Kaufleute die Zinsen zu entrichten.

Neben dem Händler besuchten oder beschickten auch Andre diese Messen zu direkten Einkäufen für ihren Bedarf; so z. B. der Bischof oder einzelne Zünfte.

Auf die verschiedenste Weise, zu Wasser und zu Lande, zu Roß und zu Wagen, geschahen diese periodischen Reisen und Transporte, bei Benützung der Landstraßen gelegentlich mit einem Wechsel unterwegs, durch die Überfahrt bei Breisach. Antoni Waltenheim reitet einmal zur Frankfurter Messe; unterwegs holt er bei Schlettstadt einen Rollwagen ein, darauf gleichfalls Meßbesucher aus Basel sitzen; zur gleichen Zeit fährt der Papierer Michel Gallician mit Andern auf einem Rheinschiff hinab.

Unter allen Umständen aber war diese Reise eine große Sache, oft auch eine gefährliche, und die Maßregeln zur Sicherung wurden ein stehendes Geschäft der Obrigkeiten. Sie beschäftigten die Städtetage als gemeinsames Interesse; im einzelnen Falle hatte jede Stadt für die Ihren das Geleite aller der Herren zu erwirken, durch deren Gebiet die Meßstraßen gingen. So sehen wir den Basler Rat diese Geleitsfrage mit Österreich vertraglich regeln und bei den Bischöfen von Straßburg und von Speyer, beim Markgraf, beim Pfalzgraf jährlich, 1517 auch bei Franz von Sickingen solche Geleitswerbungen anbringen.

Wie aber Bischof Johann seinen Hofschneider zum Einkauf des Livreetuchs nicht nur nach Frankfurt, sondern ihn oder andre Diener zwischendurch anderswohin schickte, so tat auch der Basler Handel. Die Märkte in Liestal Rheinfelden Schopfheim Mülhausen, namentlich aber Straßburg und Zurzach wurden von Basel aus regelmäßig besucht. Neben Kaufleuten und Krämern durch feilbietende Handwerker: Schuhmacher Hafner Messerschmiede Gerber usw.


Aber neben diesem regelmäßigen Marktbesuche ging vielartig bewegt ein freier Verkehr, dessen Betrachtung schon an und für sich, nicht nur der größern Fülle der Zeugnisse wegen, hohen Reiz gewährt. Er ist begleitet durch eine allgemeine Bereicherung und Steigerung des Lebens, der er zu dienen hat und die ihn unaufhörlich antreibt stärkt erweitert. Zu diesem

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 515. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/536&oldid=- (Version vom 20.11.2016)