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treffen. Als ihren Geschäftsführer lernen wir 1444 den Florentiner Laurencius Johannes Nettoli kennen.

Diese Wälschen, die ja dem Basler eine gewohnte Erscheinung waren, deren Überlegenheit in allen Fertigkeiten des Handels und Geldverkehrs sich ihm aber noch nie so nahe und andauernd gezeigt hatte, mögen uns die gesamte Kolonie der fremden Kaufleute in der Konzilszeit repräsentieren. Ihnen gegenüber sammelt sich Alles, was wir von eigenem großem Handel des damaligen Basel erfahren, um wenige Gestalten.

Zunächst ist Heinrich Halbisen zu nennen, dessen außerordentliche Bedeutung auch durch die Dürftigkeit und Zerrissenheit der Kunde hindurch wirkt. Neben seinen Beziehungen zu dem Nürnberger Schürstab steht seine deutlich bezeugte Tätigkeit als großer Importeur englischer Wolle. 1441 kauft er von Ubartino de Bardi und Comp. in London für fünfhundert Nobel Wolle, den vierten Teil einer größern Lieferung; er hält sich mit seinem Sohne Arrigo in Mecheln auf und läßt den Bardi die Zahlung leisten durch die Brügger Filiale der Medici; dieser hat er vor kurzem auf der Antwerpner Messe zweihundert Pfund Flämisch gezahlt. Aber schon in den 1420er Jahren hören wir von ihm und seiner Handelsgesellschaft, die dem Basler Rate Silber Kupfer und Zinn um große Beträge verkauft. Eine andre Gesellschaft ist es vielleicht, die dann 1433 unter dem Namen des Wernli von Kilchen in Venedig von sich reden macht; sie handelt dorthin, ihr Geschäftsführer ist Andreas Wiler, sie steht auch mit dem Hause Medici in Wechselverkehr, und Halbisen ist einer ihrer Societäre. Sie kehrt wieder, zum Teil mit denselben Gesellschaftern, unter Halbisens Führung, in dem großen Konsortium, das sich 1438 mit einer Gesellschaft von Barcelona zu einer mächtigen Unternehmung in Safran zusammentut; das Gemeinschaftskapital beträgt zwanzigtausend Gulden in Gold, und das Geschäft soll durch die Basler in Frankfurt Nürnberg und im übrigen Deutschland, durch die von Barcelona in Flandern und England besorgt werden. Unaufhörlich betreffen wir den Halbisen auch in Geschäften mit dem Rate; er ist ihm Bürge für das Anleihen ans Konzil; er liefert ihm Nägel aus Nürnberg, Pferde aus Nördlingen, Glasscheiben aus Venedig, Glockenspeise Getreide usw.; für den Bischof kauft er wiederholt Tuch an den Frankfurter Messen. Stellen wir neben diese Handelstätigkeit die wichtigen politischen Leistungen Halbisens und, als seine mächtigste Tat, die Schöpfung der Basler Papierindustrie, so erkennen wir den weiten Umfang von Fähigkeiten und Verdiensten dieses einen seltenen Mannes.

Auch in Lienhard Grieb zeigt sich uns ein Basler Großkaufmann dieser Zeit. Als er 1439 starb, fanden sich im Nachlasse Forderungen aus

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 513. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/534&oldid=- (Version vom 20.11.2016)