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Denn auch diese ephemere Exportproduktion gehört zu den Leistungen der Zeit, so gut wie die exportierende Gerberei; eine Einzelheit wie die durch Offenburg vermittelte Lieferung eines großen Quantums Klingen durch die Basler Messerschmiede nach Venedig repräsentiert vielleicht noch einen Komplex andrer Art.


In diese angeregten Zustände hinein trat nun das Konzil. Mächtiger und unserm Auge näher als je vorher und nachher sehen wir hier den Gegensatz von Basler Art und Auslandart, von Lokalem und Universalem.

Eine gerechte Beurteilung ist freilich erschwert durch die Zufälligkeit und Vereinzelung dessen, was uns bekannt wird; all diese Tatsachen Beschwerden Prozesse reichen nicht aus, um das Ganze und das Normale deutlich zu machen. Immerhin glauben wir wenigstens die vorherrschende Gesinnung, die allgemeine Richtung von Geist und Willen zu erkennen. Auch wenn wir all die Regsamkeit gelten lassen, die uns in den soeben vernommenen Meldungen entgegentritt, finden wir doch denselben Mangel an rücksichtsloser Energie, an temperamentvollem Bahnbrechen und Wagen, der auch sonst sich zeigt. Wie die Politik so der Handel. Daß täglich Süden und Norden an die Tore der Stadt pochten, blieb ohne rechte Wirkung. Die zahlreichen Zeugnisse eines tätigen und zum Teil weit in die Ferne gehenden Handels reden zumeist von Einfuhr oder Transit oder einem die Stadt kaum berührenden Außenhandel, selten von einem die heimische Produktion dauernd beherrschenden und von ihr getragenen Export. Man mag dem Handwerk vorwerfen, daß es einem starken aktiven Exporthandel die entsprechende Produktion versagt habe; aber wie der Handel auch ohne heimische Industrie groß werden konnte, zeigten die Hansestädte.

In der Tat besitzt dies alte Basel nur wenige Kaufleute, die ins Volle greifen, mit der höchsten Kraft und allen Mitteln arbeiten. Natürlich, weil fast Alles auf Persönliches zurückgeht, zeigt sich ein Auf und Nieder, sind Handelspolitik und Handelstätigkeit bald größer stärker freier, bald kleinlicher und befangener; der allgemeine Eindruck einer das Wagnis scheuenden, mit dem Gegebenen zufriedenen Klugheit bleibt doch zu Recht. In der großen Schar der Kaufleute sind nicht Viele, die mehr unternehmen als die üblichen Meßfahrten; und die weiter dringen, tun es meist nur, um rasch wieder nach Hause zu kommen. Es ist auffallend, wie selten Basler dauernd im Auslande betroffen werden, wie sie draußen nirgends im Vordergrunde stehen, nirgends die Aktiven und Leitenden sind. Im ganzen Geschäftsgebiete der Hanse begegnet uns kein einziger Basler. Zu

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 511. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/532&oldid=- (Version vom 20.11.2016)