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persönlichen Rücksichten erklärt werden. Den äußern Anstoß gab jetzt vielleicht die fast völlige Verwaisung des Gewerbes durch Wegzug alter Hausgenossen wie Jacob Meyer und Andreas Bischoff.


Die Betrachtung des Basler Handels hat auszugehen vom Transit. Wie Venedig Nürnberg Lübeck als Beherrscher nicht zu entbehrender Verkehrswege Bedeutung erlangten, so Basel. Der Austausch von Norden und Süden hatte hier die Station einer seiner Hauptstraßen; für den Verkehr Flanderns und des gesamten Rheingebiets mit Italien und z. T. mit Südfrankreich, für den Verkehr zwischen Schwaben und Mittelfrankreich war Basel der durch Strom und Gebirge vorgezeichnete Durchgangspunkt. Den großen Transporten englischer und flämischer Wolle, die nach Italien gingen, den Tuchballen von Mecheln Löwen Hagenau Straßburg usw., dem Pelzwerk, den Meerfischen begegneten von Süden her in Basel Baumwollfardel Spezereien Mandeln Feigen Luxusweine Safran Reis Öl Buchsholz Glas usw. Für die aus Schwaben nach Frankreich hier transitierende Leinwand, den Schürlitz, die Nürnberger Bleche usw. bildeten französische Gewebe, spanische Wolle, Safran usw. die Rückfracht. Neben diese die fernsten Distanzen verbindende Durchfuhr trat der tägliche Verkehr zwischen den oberrheinischen Landschaften, sowie zwischen diesen und den eidgenössischen Gebieten. Auch er kreuzte sich in Basel; seine wichtigsten Güter und größten Massen waren wohl Getreide Wein Holz.

Aber dies Alles war nicht ohne weiteres Basler Handel. Vielmehr suchen wir zu erkennen, ob die große Kraft des Transits nicht nur durch die Stadt wehte, sondern auch eigenes Leben in ihr weckte und mitriß, kaufmännischen Geist frei machte. Erfüllte Basel seinen Beruf durch Leistungen, die dieser ungeheuern, von der Natur ihm gegebenen Berechtigung und Bevorzugung als Pflichten entsprachen?

Ohne Zweifel hinderte der gleichsam unabtreibliche Durchgangsverkehr ein Versinken in die Beschränktheit und Schwachherzigkeit rein lokaler Wirtschaft. Er erinnerte die Stadt an ihre eigenen Anfänge, da der Handel die Wurzel ihres Lebens gewesen war. Mit der stärksten Kraft und dem Hinweis auf strahlenden Gewinn mahnte er sie daran, daß Ziel und Leben städtischer Wirtschaft nicht allein der heimische Bedarf und das für diesen erforderliche Durchschnittsmaß von Produktion sein könne. Der Transit brachte und führte weiter. Was er brachte, konnte auch hier bleiben und Import heißen. Und wenn der Import nur solcher Waren geduldet war, die hier nicht produziert wurden, so offenbarte sich die treibende Kraft gerade

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 504. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/525&oldid=- (Version vom 20.11.2016)