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Als Krämerware galten vorzugsweise die Gewürze und Spezereien für die Küche, die Parfüme, die Rauchstoffe für den Gottesdienst, namentlich solche, die in unserm Klima nicht gediehen. Safran wurde zwar eine Zeitlang hier heimisch gemacht; aber Ingwer Pfeffer usw. waren und blieben Gewürze, mit deren Import die Krämer sich abzugeben hatten. Auch die süßen Weine (Malvasier Claret Rappis Hypocras usw.) sind zu nennen.

Von dem Tuch- und Zeughandel der Krämer war schon die Rede. Während ihnen der Vergleich von 1432 das alleinige Recht auf den Kleinhandel mit billigem Tuche gab, ging ihr Zeughandel neben der Marktproduktion des einheimischen Gewerbes einher. Überdies aber erfuhren sie mit der Zeit auf diesem Gebiete des Gewebehandels eine Konkurrenz durch die Tuchleute zum Schlüssel, die außer ihren Tuchen auch Barchente (von Mailand Ulm Augsburg) und Zwilch (von St. Gallen) sowie goldne Tücher und Seidenstoffe feilboten.

Wie die Krämer neben den Webern mit Zeugen handelten, so neben den Schmieden aller Art mit Eisenwaren. Das Bemerkenswerte dabei ist aber, daß sie nicht erst da zu handeln begannen, wo das lokale Handwerk versagte, dem Prinzip der „mittelalterlichen Arbeitsorganisation“ gemäß, sondern in Konkurrenz mit der Produktion traten. Sie waren auch hierin die regsamen Gewerbsleute. Auf nahen und fernen Märkten, im Handel mit jeder Art von Verkäufern und Käufern gewitzigt, von Vorurteilen befreit, übten sie die stärkste Wirkung auf die wirtschaftliche Entwickelung der Stadt, traten sie auch in bürgerlichen Dingen mit ihrer „Herrenzunft“, mit ihren die städtische Politik oft bestimmenden Vertretern als eine eigenartige Kraft im Gemeinwesen hervor. Sie erzogen durch ihren Import Mode und Bedürfnis. Durchweg vertraten sie die Wandelbarkeit, die Macht, das Herrscherrecht des Lebens wo nötig auch gegenüber bestehenden Edikten.

Wir dürfen sie uns so mobil als möglich denken. Bald zu Hause, bald unterwegs. Sie selbst rühmten sich, „Diejenigen zu sein, die mehr fremde Länder brauchen, denn andre Leute“, und in ferne Lande zu wandeln gen Venedig Mailand Lyon Frankfurt Nürnberg usw. Neben dem Detailgeschäft handelten sie in großen Quanten mit Allem nach Belieben; an den Import schlossen sie den Export. Und wie bunt sah es aus in ihren Magazinen und Läden! Der Krämer Hans Rot z. B. hinterließ 1480 ein Lager, in dem sich fanden siebzehn Säcklein mit allerlei Gewürz, vier Ries Papier, vier Büschel Zwirns, zwei Halsmäntelein, zweiundzwanzig Büschel Schreibfedern, eine Büchse mit Kecksilber, zwei Pfund Zinnobers, zweiundfünfzig weiße Felle, fünf Schreibzeuge, dreiundzwanzig Paare lederne und

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 500. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/521&oldid=- (Version vom 20.11.2016)