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Wie hiebei das Oberland zurückwich und die Schifferstadt Basel als sein Tor anerkannte, ist schon gezeigt worden.

Aber mit Straßburg begann der Kampf. Dadurch nämlich, daß diese Stadt den Basler Schiffern den Rhein schloß, Steuermann und Durchfahrt versagte. Es war eine Sache, die vor das Forum des sowohl Basel als Straßburg umfassenden Städtebundes von 1422 gehörte; sein Siebnerausschuß hatte zu schlichten. Am 20. Dezember 1424 tat er einen Spruch, der Basel Recht gab: oberhalb dieser Stadt und in ihr dürfe kein Straßburger auf dem Rheine dingen noch schiffen, außer an den großen Einsiedlerwallfahrten, bei Straßburg aber dürfe Leuten und Gütern von Basel der Rhein nicht gesperrt werden und die dortigen Schiffer haben ihnen Steuerleute zu geben um bescheiden Geld.

Straßburg war unterlegen und fügte sich zunächst. Aber in hartem Willen hielt es den Gedanken an die Schiffahrt im Oberlande fest, und um diese zu erzwingen, schloß es in den 1440er Jahren seinen Rhein von Neuem. Dem Spruche von 1424 direkt zuwider. Aber es proklamierte dabei das Prinzip der Stromfreiheit und ließ mit kalten Worten den Basler Rat wissen, wenn er die Straßburger Schiffer oberhalb Basels dingen und den freien Rhein herab schiffen lasse, werden auch die Basler bei Straßburg wieder passieren dürfen.

Wir stellen dies Verfahren in den allgemeinen Zusammenhang der oberrheinischen Dinge und erinnern uns daran, wie fremd sich die beiden alten Bundesstädte in dieser Zeit gegenüberstanden, wie schwer bedrängt vom Kriege damals Basel war.

Aber das römische Jubeljahr 1450 mit seinen Pilgermassen zwang dazu, es nicht bei der Willkür Straßburgs bewenden zu lassen, sondern eine der Größe dieses Transportunternehmens entsprechende, wenn auch nur vorübergehende Regelung zu versuchen. Breisach übernahm diese Regelung und brachte am 30. Mai 1450 einen Vergleich zustande, der den Baslern die Beförderung der Pilgerschiffe bis Straßburg zwar vorbehielt, aber die Fahrt über diesen Ort hinaus nicht zugestand; sie sollten die Pilger bis Straßburg führen und da den dortigen Schiffern zum Weitertransport übergeben, unter Teilung des Schifflohnes.

Es war dies ein erster Erfolg, und sofort wiederholte Straßburg seine Taktik der allgemeinen Stromsperre. Eine erregte Korrespondenz brach los Gesandte gingen hin und her; mit Unwillen wies der Basler Rat daraufhin, wie durch diese Schifferhändel ehrbare Leute genötigt würden, ihr Gut durch Schwaben oder auf anderm Wege ins Niederland zu schicken. Endlich

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 492. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/513&oldid=- (Version vom 20.11.2016)