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her vereinigten sich hier, mündeten hier in die gewaltigen Verkehrslinien des Rheins und der Straßenzüge, die dessen Ufern folgten, nach den Gebirgspässen und der Nordsee wiesen, in ferne Lande reichten. Brücke Schifflände Markt Platz Kaufhaus faßten dies Alles gleichsam in einem Griffe.

Wir sehen die Stadt ihr Straßensystem pflegen und ausbilden. Der Unterhalt der Rheinbrücke war eine dauernde Last; brach die Brücke in einem Hochwasser, so richtete der Rat sofort einen Fähredienst ein, um den so weiten Gebieten dienenden Flußübergang beizubehalten. Er überbrückte die Birs, die Ergolz, die Wiese; er stellte mit Solothurn zusammen den obern Hauenstein her und 1500 die Schafmattstraße; er baute den Neuen Weg bis Kembs. Seine Sorge reichte noch weiter ins Land hinaus: 1420 wendete er sich auf Begehren der Kaufleute an Bern und den Freiherrn Hans von Falkenstein mit dem Verlangen, die kaum fahrbare Straße „im Hagenberg“ in Stand zu stellen; bei Luzern trat er für Verbesserung der Straße bei Sursee ein; als das große römische Jubiläum von 1450 bevorstand, gab er durch öffentlichen Ruf Kenntnis von seinen Abreden mit dem neuen Herrn von Mailand, Francesco Sforza, über Sicherung der Straßen in der Lombardei und machte darauf aufmerksam, daß die Reisenden bei Benützung des Gotthardpasses drei Tage gewännen gegenüber dem Weg über den Arlberg und die „Obere Straße“.

Die Art des Verkehrs auf diesen Straßen haben wir hier nicht zu schildern, und zur Messung seiner Stärke mangeln genügende Angaben. Aber zu erwähnen ist, wie erschwert auf alle Weise der Verkehr war. Daß Jeder tagelang mußte reiten können, kam wohl weniger in Betracht. Aber die Hodelrosse (Packpferde) Karren Frachtwagen waren auf schlechtgebauten Straßen üble Transportmittel. Unterwegs überall stieß man auf Zölle. Das Wichtigste war die Unsicherheit.

Es fällt uns schwer, diesen Zuständen gerecht zu werden. Vor Allem zu ermessen, unter welchen Verhältnissen die Händler und Marktbesucher ihrem Berufe zu leben hatten. Sozusagen mit täglicher Preisgebung Leibes und Gutes. Sie hauptsächlich, neben dem unausgesetzt die Straßen brauchenden Pilger, waren die an den Landfriedensbünden Interessierten, die zum Abschluß solcher Verträge Treibenden; um Ihrer willen wurden die Geleitsfragen ein nie ruhendes Traktandum, namentlich seitdem das Geleitsrecht nicht mehr Attribut der Reichsgewalt war, sondern jedem Landesfürsten zustand. Anschaulich schildern uns einzelne Urkunden die Einrichtungen dieser Geleite, die Geleitsreiter mit dem Wappen ihrer Herrschaft, die Bestellung solcher Mannschaft, die Zahlung des Geleitsgeldes. Auf den Straßen, die den

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 484. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/505&oldid=- (Version vom 20.11.2016)