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man erwartet hatte, auch der starke Gewinn ausblieb, kamen solche Gegner schon bald zum Worte. Die lokale Produktion, aber auch der lokale Handel empfanden natürlich diese zweimal im Jahr geschehende Wegnahme aller Rechte und Deckungen als Schaden. Und wenn im Allgemeinen gesagt werden kann, daß Messen namentlich da abgehalten wurden und gediehen, wo ein Aktivhandel der einheimischen Bevölkerung nicht stattfand, diese vielmehr nur die Nebengeschäfte von Wirten Spediteuren Wechslern usw. besorgte, so darf aus der Opposition, die der Basler Messe schon so bald erwuchs, doch auf eine gewisse Stärke des eingebornen Handels geschlossen werden. Diese Auffassung wird auch dadurch nicht beseitigt, daß die Opponenten keine grundsätzlichen Einwendungen erhoben, sondern sich in zahlreichen Einzelklagen gefielen: daß sie für die Meßbuden zu hohen Zins zahlen müßten; daß die Fremden sich nicht an Basler Elle und Gewicht hielten, den durch das offizielle Geläute verkündeten Meßschluß nicht beobachteten usw. Jedenfalls gehört diese ganze, sich über Jahre hinziehende Verhandlung in den Komplex der damals die Gewerbewelt erregenden Kämpfe.

Schon 1487 hatte eine Ratsdeputation den Auftrag, „die nutzung und schad der messen zu erwegen“; wiederholt wurde vorgeschlagen, wenigstens die Pfingstmesse abzutun; man suchte auf andre Weise zu helfen. Aber vergeblich. Im Herbst 1494 kam es zum endgültigen Beschlusse; man hob die Sommermesse auf, kündete sie für das nächste Jahr und für immer ab.

Hiebei blieb es, und Basel kennt seitdem nur noch seine Messe im feuchten Nebelwetter des Spätherbstes, nicht mehr die alte sonnige Pfingstmesse. Aber die Bedeutung des Instituts für die städtische Wirtschaftsgeschichte wird durch diese Reduktion nicht berührt. Sie liegt darin, daß die Messe Verkehrsfreiheit forderte und erhielt, durch sie lebte. Wenn auch eine Freiheit, die jährlich nur ein paar Wochen lang und als Ausnahme von der Regel herrschte, so war doch schon die hiemit ausgesprochene Anerkennung dieser Freiheit als einer dem städtischen Erwerbsleben unentbehrlichen Kraft etwas Großes.


An diese Orte des Warenumsatzes schlossen sich die mannigfaltigen Wege, auf denen der Verkehr kam und ging.

Mächtig vor Allem ist die Erscheinung des in Basel zusammentreffenden Straßennetzes. Zwar die Verbindung von Nürnberg Ulm usw. mit Lyon ging nicht über Basel, sondern am Südrande des Hauensteins hin. Aber wie viele und wichtige Verbindungen blieben unsrer Stadt sonst! Die Talwege, die Landstraßen von allen Städten und Herrschaften des Oberrheins

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 483. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/504&oldid=- (Version vom 20.11.2016)