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andern Wasserableitungen auf den Dächern; sie liefern das Blei zu Fenstern und Glasgemälden. Die Hafengießer aber gießen neben friedlichen Koch- und Hausgeräten in späterer Zeit auch die gefürchteten Geschütze Basels; sie stellen außerdem die Glockengießer, deren ruhmreiche Reihe anhebt mit Meister Heinrich von Basel, dem Verfertiger der Ratsglocke zu St. Peter in Zürich 1363. Ein Jahrhundert später tritt dann Hans Peyer hervor, begütert, mit einer großen Werkstatt, der 1442 im Auftrage Felix V. die Papstglocke des Münsters, 1451 die Uhrglocke zu St. Martin, 1457 eine Glocke für Beromünster gießt. Ihm folgt Ludwig Peyer, in jeder Beziehung größer als er, weiter ausgreifend, neben der Gießerei auch einen Feilhandel im Großen mit eisernen Pfannen treibend, die er aus Köln und Nürnberg bezieht. Jedenfalls ist er von reichen Kräften, „sines hantwerks und kunst wit verrümpt“ wie der Rat selbst bezeugt, aber nicht ohne wilde Seiten; er führt ein üppiges Leben mit Spiel und Weibern, beschimpft seinen Zunftmeister, ist beim großen Münzbetrug 1474 Einer der Mitschuldigen. Daß er bei solchem Wesen einen großen Anhang unruhiger Köpfe hat, ist begreiflich. Aber zahlreiche Glocken weit im Land umher tragen seinen Namen als den ihres Schöpfers: in Freiburg i./U. (1484), in Schwyz (1484), in Sursee (1485), in Luzern (1490), in Beromünster (1486), in Gelterkinden (1487), in Dynhard (1490) usw.; auch die berühmte Schillerglocke des Schaffhauser Münsters ist sein Werk (1486); für den Dom zu Speyer liefert er 1488 eine Glocke, das Jahr darauf erhält er Arbeit in München von Herzog Albrecht. Nach ihm halten Rudolf Gowenstein, durch Werke der Jahre 1499—1514 bezeugt; Georg von Speyer, der Gießer der Münsterglocken 1493 und 1494, sowie der Glocke zu Eschenzweiler 1495; Jörg Rot 1496 und Jörg Keßler 1514 den Ruhm von Basels Gießereien aufrecht.


Die hohe Kraft, die aus all diesen Zeugnissen uns entgegenkommt als Auszeichnung der Arbeitenden selbst, aber auch als Macht allgemeiner Gesinnung und Gewöhnung, wirkt vielleicht am sichtbarsten beim Edelschmiedewerk.

Basels alte Bedeutung, seine Lebensfülle, sein Weltverkehr und Reichtum lassen hier schon einen frühen Beginn der Goldschmiedekunst vermuten. Sie ist das Handwerk des verfeinerten Bedürfnisses so gut wie der unedleren Freude an Glanz und Kostbarkeit.

Vor Allem wichtig und ausgedehnt war der Dienst, den sie der Kirche leistete; hier ist sie auch für uns noch, trotz den gewaltigen Vernichtungen

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 463. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/484&oldid=- (Version vom 10.11.2016)